Grabstein Porth 

Standort (Feld/Reihe/Nr): XIV/I/17-19

Frh LI Porth Haefs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der neugotische Grabstein der Familie Porth aus Ilverich ist ein Sandstein und hat folgende Maße: H=ca. 470 cm, B=100 cm. Er steht auf einem gemauerten Fundament (über einem ehemaligen Grab mit einer geschätzten Tiefe von 2 m).  Darüber liegt eine zweiteilige Platte in den Maßen 120 cm (B) x 86 cm (T), auf dem ein gestufter  Sockel aus Mayener Basaltlava steht, darüber eine Stele (mit einem Spiegel und zwei Dübellöchern), die sich kapellenartig fortsetzt und in einem Kreuz endet. 

Unter dem Grabstein befindet sich heute keine Grabstätte mehr. Die ursprüngliche Anlage umfasste drei Stellen. Der Stein ist stark verwittert und bemoost. Er zeigt Auswitterungen in Form von Abschuppungen und Schalenbildung. Er müsste restauriert werden. 

Der Grabstein  gehört zu den repräsentativen Steinen auf dem Lanker Friedhof. Er ist ein Beispiel für die im Zusammenhang mit dem Weiterbau des Kölner Doms  auch für Grabdenkmäler praktizierte gotische Grabmalkunst im Rheinland. In dieser Gestaltung  kam der „wahre christlicher Stil“  zum Ausdruck. Der gesamte Stein  sollte wie eine „gotische Kapelle en miniature“ wirken. Um jedoch die "Hierarchie" der Grabsteine auf dem Friedhof zu wahren, wurde das „Prinzengrab“ des Mathias Graf von Hallberg (gest. 1848)  etwas höher gebaut (s. Denkmal Nr. 78 ).

Eingeschlagene Inschrift in der Stele (im Spiegel):

Familiengruft

der Eheleute Jacob Porth

geb. im Jahre 1784 gest. 1843

Anna Maria Porth

geb. im Jahre 1800 gest. 1871

Christian Heinrich Porth

geb. 5. Novbr. 1825 gest. 10. April 1880

Peter Porth

geb. 9. Mai 1832 [g]est. 12. Oct. 1901

Eingeschlagene Inschrift auf dem Sockel:

Der Staub kehre wieder zur Erde von welcher 

er war

der Geist gehe wieder zu Gott welcher ihn

gegeben hat.

Pred. 12,7

Entgegen der Bezeichnung „Familiengruft“ handelt es sich wohl nicht um eine klassische Gruft mit einem gemauerten Grabkeller. Der Grabstein aus dem Jahr 1843 ziert jedoch einer der ältesten Grabstätten auf dem Lanker Friedhof.

Die Inschrift verweist auf ein wohlhabendes und einflussreiches Ilvericher Geschlecht. Anna Maria Porth stammte aus der Familie Aretz, die nach der Säkularisation den Ilvericher Münkshof des Klosters Meer erworben hatte.  Anna Maria, geb. Aretz, übernahm zusammen mit ihrem Mann Jacob Porth aus Hüls den Hof. Nach dessen Tod wanderte die Witwe mit ihren Kindern nach Missouri aus. Dort gibt es noch heute zwei Grabsteine, die auf die ausgewanderte Familie verweisen. Ein Teil der Familie jedoch kehrte, wie der Lanker Grabstein zeigt, in die Heimat zurück.

Die Auswanderung in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ist ein Teil der Lanker Geschichte. Die Auswanderung der Familie Porth jedoch war insofern untypisch, da die Familie nicht alle Brücken in die Heimat abbracht.  Der Psalmvers verweist auf die Sehnsucht nach der Heimat aus der Ferne.

Der Münkshof ist seit 1950 im Besitz der Familie Ridders-Wolf. Er steht unter Denkmalschutz (Nr. 35 der Denkmalliste). Der Grabstein Porth gibt wie der Grabstein Stapper einen indirekten Hinweis auf die Auswanderungsbewegung aus dem Rheinland nach Missouri/USA in den Jahren 1834 bis 1850.  An ihr nahmen aus dem Meerbuscher Raum, insbesondere aus Lank und Osterath ca. 350 Menschen teil. Der "Missouri-Platz" in der Lanker Fußgängerzone (Hauptstraße), die "Transatlantik-Brücke" am nördlichen Ausgang Lanks in Richtung Uerdingen und die Partnerschaft zwischen Lank und Loose Creek (organisiert vom Heimatkreis Lank e.V.) dokumentieren die Verbindung zwischen der alten und der neuen Heimat. 

Die Projektgruppe empfiehlt, den Grabstein Porth gem. DSchG - NRW unter Schutz zu stellen, ihn in die Denkmalliste der Stadt Meerbusch einzutragen und möglichst bald gründlich zu restaurieren. 

 

Foto/Links und Literaturhinweise:

 

Foto

Haefs, Theo

 

Links:

Link zu weiteren Fotos  (vom Grabstein in Lank)

Link zu den Fotos der Grabsteine:  Heinrich Porth, Karl Porth und Heinrich Porth u. Ehefrau Mary in   Missouri/USA (s. Literatur Rameil)

Link zu: Denkmale in der Stadt Meerbusch (Nr. 35)

Link zur Denkmalgalerie

 

Literatur:

Heimatkreis Lank e.V. 1990  (Info-Tafel am Missouri-Platz in Lank-Latum)

Nierster Bürgerverein und Heimatkreis Lank e.V. 2010  (namentliche "Gedenktafel zur Erinnerung an die Nierster Auswanderer.... um 1840")

Jürgens 2013, S. 85 ff.

Klütsch 2013, S. 207 

Kunze (Teil II) 2011, S. 44 

Nierster Bürgerverein und Heimatkreis Lank e.V. 2010 (Gedenktafel zur Erinnerung an die Nierster Auswanderer 1840)

Radmacher "Länkter Bott" (Mappe 6), S. 301 ff.

Radmacher 2018

Rameil 2016, S. 210 ff. ( mit Fotos der Grabsteine Heinrich Porth (1830-1862) und Karl Porth (1837-1868) und des Grabsteins Heinrich Porth (1826-1908) und seiner Frau Mary (1848-1931) in Westphalia/Missouri - alle mit deutscher Inschrift)