Kulturkreis Meerbusch

Dienstag, 10. März 2015 10:10

Besuch der Uecker Ausstellung im K20

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Am Samstag, 7. März, stand für den MKK der Besuch der Uecker-Ausstellung in der Kunstsammlung in Düsseldorf auf dem Programm. Frau Dr. Margot Klütsch, unser MKK-Familienmitglied, Kunsthistorikerin und Führerin dieser Ausstellung, konnte an diesem Tag eine große Gruppe von 25 Personen um sich scharen. Was sie in den folgenden fast 100 Minuten über Günther Uecker zu erzählen wusste, sei hier zusammengefasst:

Günther Uecker, ein Bauernsohn aus Mecklenburg-Vorpommern, kam vor 60 Jahren an den Rhein und machte Düsseldorf zu seiner Wahlheimat und Werkstatt. Er ist ein international viel gefragter Künstler, dessen Exponate schon in vielen Ländern ausgestellt wurden, wie China, Russland, Ägypten, Iran und Usbekistan.

Nun hat die Stadt Düsseldorf ihrem berühmten Bürger eine große Einzelausstellung gewidmet. Zwei Jahre lang hat Günther Uecker mit dem Düsseldorfer Museum zusammengearbeitet. Die ausgestellten Nagelbilder hat er meist selbst montiert. In dieser Form wird die Ausstellung aber nie mehr wieder zu sehen sein, denn viele dieser Werke stammen aus Privatsammlungen und waren noch nie öffentlich zu sehen. Und werden auch nicht mehr in dieser Form zu sehen sein! Uecker selbst freute sich über das Wiedersehen mit seinen Jahrzehnte alten Werken. Uecker war in den 1960er Jahren Mitglied der Künstlergruppe ZERO – ein „Lichtregen" erinnert an diese Phase. Neben seinen berühmten Nagelreliefs werden auch weniger bekannte Facetten seines Werks gezeigt.

Berührt waren viele Teilnehmer von dem fast filegralen Nagelbild, welches ein Herz erkennen lässt. Das Bild schuf er zum Tode seines Schwagers Yves Klein, der mit Ueckers Schwester Rotraud verheiratet war und der sehr jung an einer Herzerkrankung verstarb.

Jedes Nagelrelief ist anders, jedes Bild spricht seine eigene Sprache, und je mehr sich der Betrachter mit einem Exponat auseinandersetzt, umso eher erkennt er die Unterschiede und er glaubt zu verstehen, was der Künstler gerade mit jedem Bild zum Ausdruck bringen will.

Nach den Nagelbildern in der Klee-Halle begegnet man in der Grabbe-Halle zentralen Werkkomplexen wie dem „Terrororchester", ein Zusammenspiel mit einer Vielzahl lärmender Objekte, der politischen Leinentuchserie „ Briefe an Peking" , seinem Bild der „Verletzungswörter" und einer „Sandmühle."

Ueckers Ausspruch „Wo die Sprache versagt, da beginnt das Bild", zieht sich durch die Jahrzehnte seiner Kunstproduktion. Mit immer wiederkehrenden Motiven wie Spiralen und Reihungen oder Materialien wie Stein, Sand, Erde oder Asche schafft es Uecker, minimalistische Vokabeln als universal lesbare Sprache in die Köpfe seiner Betrachter zu pflanzen.

Am Schluss der Führung versammelten sich noch einmal alle Teilnehmer vorn in der Museumshalle rund um ein altes Holzboot. Die meisten der Teilnehmer werden sich schon Gedanken gemacht haben, was es mit diesem Kunstwerk auf sich hat. Die Auflösung kam von Frau Dr. Klütsch wie folgt: Das Boot im Foyer schuf Uecker 1980 für den Berliner Katholikentag. Die Leihgabe aus der Krefelder Kirche Pax Christi mit dem Titel "Chichicastenango" bezieht sich auf den Wallfahrtsort in Guatemala, wo aufständische Arbeiter und Priester zu Tausenden ermordet wurden. Das schwarze vernagelte Boot steht für Leid und Gewalt. Wer denkt dabei nicht an die aktuellen Bilder von Bootsflüchtlingen?

Noch ein Wort zum Wert seiner Exponate: Die Preise sind in den vergangenen Jahren im Zuge der Wiederentdeckung der Künstler-Gruppe ZERO (Heinz Mack und Otto Piene, 2014 verstorben) auf dem internationalen Kunstmark in Millionenhöhe gestiegen. Die drei Künstler hatten in den 1960er Jahren mit Licht und Schatten, Feuer und Bewegung von Objekten experimentiert.

Fazit: Die Uecker-Ausstellung müsste man sich noch ein zweites Mal in Ruhe ansehen. Es gibt noch so viel zu entdecken, was in knapp 100 Minuten nicht möglich war! Am 13. März wird der Nagelkünstler 85 Jahre.

Stefanie Valentin

Gelesen 3157 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 26. März 2015 14:23

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