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Mittwoch, 12. Februar 2020 14:06

MKK besucht Ausstellung Edvard Munch

Der MKK besucht die Ausstellung „Edvard Munch gesehen von Karl Ove Knausgard“ in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20

Am 02.02.2020, einem besonderen, da palindromischen Datum, erlebte die 20-köpfige Gruppe eine aufschlussreiche Führung durch die an diesem trüben Regensonntag gut gefüllten Ausstellungsräume im K20.

Etwa 140 Gemälde und Skulpturen hat der preisgekrönte, norwegische Bestsellerautor Karl Ove Knausgard aus dem Munch Museum in Oslo ausgewählt und mit Leihgaben aus internationalen Museen ergänzt. Der auch in Kunstgeschichte ausgebildete Knausgard eröffnet dem Betrachter damit eine nie zuvor gesehene Perspektive auf den wohl bekanntesten Maler der skandinavischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts.

Der als Kurator agierende Schriftsteller teilte die Ausstellung in vier Kapitel, die von vier verschiedenen Wandfarben umrahmt werden, ein:

Für den ersten Teil Licht und Schatten wurde Blau wie das Wasser der Fjorde gewählt.

Gleich zu Beginn der Schau wird man eine gigantische, in Gelb und weitere Farben getränkte Sonne gewahr. „Die Sonne ist der neue Schrei“ (RP vom 11.102019), dadurch wird eine enge Beziehung zwischen dem Bild „ Sonne“ (1912) und Munchs Bildikone „Der Schrei“ (1893) hergestellt. Inwiefern sich Munchs Malstil durch seine vielfältigen Reisen zum Beispiel nach Berlin und Paris vom Symbolismus zum Expressionismus entwickelte, lässt sich anhand der Gemälde Badende Knaben (1897/98) und Badende Männer auf Klippen (1915) erkennen. Im Kontrast dazu bildete Munch Frauen den gesellschaftlichen Normen entsprechend im beschützten Raum des Gartens oder Parks ab. Dies wird zum Beispiel bei den Werken Mutter und Tochter im Garten (1920) oder Sommer im Park (1904) deutlich.

Mit der Farbe Grün geht es zum nächsten Kapitel, dem Wald: Hier kann der Betrachter zu Bildern mit aufgebauschten Bäumen oder einfach nur Stamm an Stamm frei assoziieren.

Edvard Munch (1863 - 1944), dessen Werk stark durch seine Biografie nämlich Krankheit und Tod in der Familie, Melancholie, Nervenkrisen, Alkoholismus etc. geprägt ist, kehrte sein Inneres nach außen. Die Wände des Raumes zum Thema Chaos und Kraft sind schwarz und versinnbildlichen das Abgründige der Seele. Besonders aus den Winterbildern Klippen im Meer (1912–15)und Große Schneelandschaft (1898) sprechen Einsamkeit, Verzweiflung und Trostlosigkeit und lösen auch beim Betrachter Emotionen aus.

Im Finale „Die Anderen“ rahmt kräftiges Gelb die Menschen seiner Zeit ein: Frauen, Männer, Kinder, die Munch meisterhaft malte. Nebenbei erfuhren wir bei der Betrachtung des Gemäldes Zwei Backfische, dass der Begriff „Backfisch“ als Synonym für „junges Mädchen“ ursprünglich aus der Fischerei stammt und hier den Beifang bezeichnet, der wieder „back“ ins Meer geworfen wird, um weiter zu wachsen. Bei dem Porträt von Elisabeth Förster- Nietzsche, der jüngeren Schwester Friedrich Nietzsches, die ihren Bruder bis zu seinem Tod pflegte, deutet Munch durch eine dunkle Wolke hinter ihrem Kopf an, dass diese Dame nicht nur freundliche Gedanken hegte.

Der Besuch dieser eindrucksvollen und umfangreichen Ausstellung lässt sich noch bis zum 1. März 2020 wiederholen und vertiefen.

Christa Ahrens-Wilke

Freigegeben in Neues vom MKK

 „Alles ist Kunst. Alles ist Politik“, so brachte der international bekannte Gegenwartskünstler Ai Weiwei das Grundprinzip seiner Arbeitsweise auf den Punkt und lässt sich hinsichtlich seiner konzeptionellen Kunstauffassung zu Joseph Beuys in Beziehung setzen.

Eine Gruppe von 20 Teilnehmern besuchte am Mittwoch, den 14. August, im K20 Ai Weiweis bisher größte Ausstellung in Europa. Im K20 werden in den großen Ausstellungshallen die beiden Schlüsselwerke Straight (2008 -2012) und Sunflower Seeds (2010) zum ersten Mal in ihrer monumentalen Form gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt.

Mit dem Werk Straight erinnert Ai Weiwei an die Erdbebenkatastrophe von 2008 in der chinesischen Provinz Sichuan, bei der 70.000 Menschen ums Leben kamen, darunter 5.000 Schulkinder. Die Arbeit besteht aus 164 Tonnen Armierungsstahl, den Ai Weiwei aus den eingestürzten Schulgebäuden des Erbebengebiets geborgen und in Transportkisten mit offenen Deckeln gestaffelt hat. Assoziationen zu aufgereihten Särgen werden hierbei geweckt.
Der Titel Straight lässt sich mit „gerade“ im Sinne von „geradegebogen“ oder „geradeheraus“ übersetzen Die Stangen wurden in einem aufwändigen Prozess von Betonresten befreit und geradegebogen. Kontrastiv wird hierdurch verdeutlicht, dass die toten Kinder keineswegs vergessen sind und keine „Heilung“ der Trauer erfolgt ist. Stattdessen stellt die große Masse des Materials eine Mahnung an die Katastrophe und den Verdacht dar, dass Verantwortungslosigkeit ein Grund für den Einsturz der Schulgebäude war.

Das Werk Sunflower Seeds besteht aus 60 Millionen kleinen Plastiken in der Form von Sonnenblumenkernen, die zu einer ca. 650 qm großen Rechteckform in der Klee Halle des K20 angehäuft wurden. Auch dieses Werk spielt mit dem Gegensatz von Einzelelement und Gesamtform, von Individuum und Masse. 1.600 Kunsthandwerkerinnen und -handwerker fertigten die Sonnenblumenkerne aus Porzellan während zweieinhalb Jahren an, so dass jeder Kern einzigartig ist. Eine politische Interpretation des Werkes bietet sich an, da Mao Zedong in der Staatspropaganda Chinas als Sonne dargestellt wurde. An dem Parteivorsitzenden sollte sich die chinesische Bevölkerung orientieren, wie sich die Sonnenblumen nach der Sonne richten.

Als Gegensatz zum Werk Sunflower Seeds wird die Wandtapete der Klee Halle aus Schuldscheinen gebildet. Das I.O.U. Wallpaper betont Ai Weiweis Auseinandersetzung mit dem chinesischen Regime und die finanzielle Unterstützung seines Bemühens um Transparenz und Gerechtigkeit in China durch viele Spenderinnen und Spender im In- und Ausland.

Vor der Tapete präsentiert der Künstler zwölf große, quadratische Bildobjekte, Zodiac (Tierkreis), aus Legosteinen. Hier werden zwei Werkserien kombiniert. Zum einen das Werk Circel of Animals, in dem Tierköpfe in eine Skulpturengruppe übertragen wurden und ewige Kreisläufe symbolisieren. Zum anderen werden berühmte Monumente als Hintergrund verwendet. In seiner Werkserie Study of Perspective – im K21 ausgestellt – fordert Ai Weiwei mit seinem ausgestreckten Mittelfinger gegenüber Repräsentationsarchitektur zur Kritik an Autoritäten heraus.

Die Bilder der Zodiac- Serie wollen zum Nachdenken über persönliches Schicksal und politische Entscheidungsmöglichkeiten anregen.

Der Besuch der Ausstellung Ai Weiwei im K20 vermittelt nachhaltige Eindrücke, die sich vielleicht noch durch einen Besuch der Ausstellung mit K21 – dies ist bis zum 1. September möglich - vertiefen und ergänzen lassen.

Christa Ahrens-Wilke

 

 

 

Freigegeben in Neues vom MKK

Heute waren wir im Museum K20 in Düsseldorf am Grabbeplatz und haben die Ausstellung von Andreas Gursky gesehen. Da er selbst auch in Düsseldorf lebt, erfährt seine Ausstellung "Andreas Gursky - nicht abstrakt" ein hohes Maß an Interesse seitens der Bevölkerung, besonders der Anhänger der Fotografie.

Gursky ist der höchstbezahlte und erfolgreichste Fotograf weltweit. Mit heute 61 Jahren blickt er auf viele Jahre Schaffenskraft und Erfahrung zurück. Da es sich bei seinen Bildern meist um großformatige Industriebilder handelt, ist die Anzahl seiner hier ausgestellten Werke nicht so hoch. Doch sie faszinieren den Betrachter, und man kann nicht genug von jedem Bild sehen. Schließlich sind die Themen seiner Ouevres ganz aktuell und jeder versteht sie. Sie gewährt erstmals einen Blick auf neue Arbeiten des renommierten Düsseldorf Fotokünstlers, die er für dieses Projekt extra konzipiert hat und erstmalig neben ausgesuchten älteren Werken im K20 präsentiert.

Auf seinen neuesten Kunstwerken sieht der Zuschauer überdimensional große "Tulpenfelder" (2015), Konsumschauplätze wie "Mediamarkt" (2016) und "Amazon" (2016) sowie eine von Solarfeldern verfremdete Landschaft - "Les Mées" (2016). Noch eine Anmerkung zu dem Bild "Amazon": Es ist ca. zwei mal vier Meter groß, mit Tausenden Einzelteilen, die sich wie Pixel des Kaufrauschs lesen lassen. Die Überfülle an Konsumgütern ist Merkmal unserer Zeit und kommt in diesem Bild deutlich zum Ausdruck. Eine ähnliche Aussage macht auch sein Bild "Mediamarkt".

Seit seinen frühen Jahren hat Gursky manche seiner eigenen Werke mit einer besonderen Zählung in römischen Ziffern versehen. In der Robert-Rademacher-Galerie des K20 wird die Reihe dieser Werke durch jüngste Arbeiten fortgesetzt. Sie treten hier in einen überraschenden Dialog mit Bildern der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Ein Besuch lohnt sich unbedingt. Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. November.

Steffi Valentin

Freigegeben in Neues vom MKK

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