Mit dem Meerbuscher Kulturkreis nach Albanien
von Monika Zehmisch

Nachdem der Meerbuscher Kulturkreis im Jahr 2024 Montenegro besucht hatte, ging es in diesem Jahr in dessen Nachbarland Albanien, dass nach vielen Jahren der Kommunistenherrschaft unter Enver Hoxha 1991 seine Freiheit erlangte. Über 160.000 Bunker erinnern an die dunkle Zeit, die Hoxha aus Furcht vor einem Atomkrieg bauen ließ. Heute ist Albanien ein aufblühendes Land, die Küstenstädte sind voller Touristen, es herrscht Religionsfreiheit. Albanien hat nur 1,5 Millionen Einwohner, da eine Million das Land verlassen und im Ausland wie z.B. in Deutschland arbeiten. Albanien strebt in die EU, als Beitrittskandidat werden bereits heute viele Projekte von der EU gefördert. Allerdings steht dem Beitritt noch die Korruption entgegen und die Vergangenheit ist noch nicht ausreichend aufgearbeitet.
Nach der Ankunft in Tirana ging es für die 28köpfige Reisegruppe mit dem Bus nach Berat, die zum Weltkulturerbe zählt. Im Weingut Pupa, das mit EU-Mitteln sehr schön restauriert wurde, erfuhren die Teilnehmer etwas über den Wein der dortigen Gegend, wodurch die Teilnehmer wunderbar auf die leckeren albanischen Weine eingestimmt wurden. Der Tag endete mit einem opulenten Essen mit Weinprobe.
Am nächsten Tag wurde Berat besichtigt, die Stadt der „tausend Fenster“, die ihren Namen den vielen großen Fenstern der Altstadthäusern verdankt. Berat besitzt kunstvoll verzierte Moscheen aus dem 15. Jahrhundert sowie zahlreiche byzantinisch-orthodoxe Kirchen mit Fresken des Malers Onufri. Von einer Burg aus dem 13. Jahrhundert hat der Besucher einen großartigen Blick über die Stadt. Am Nachmittag berichtete der namhafte Künstler Agron Polovina im Rahmen eines Atelierbesuchs über seine künstlerische Laufbahn, die noch während der dunklen Zeit des Kommunismus begann.
Am kommenden Tag ging die Fahrt durch den wunderschönen Nationalpark Liogara in die Berge. Zum Mittag gab es Joghurt mit Walnüssen und einheimischem Honig. Die Weiterfahrt führte an der Küste entlang in den Süden von Albanien nach Butrint mit seinen sehenswerten Ruinen aus der Römerzeit. Die abendliche Stärkung in einem leckeren Fischrestaurant erfolgte im quirligen Saranda mit Übernachtung in einem Hotel direkt an Meer.
Der dritte Tag brachte die Gruppe nach Gjirokastra mit einem ersten Halt im Dorf Lavova zur Besichtigung der Kirche „Labova e Krygit“, die der Gottesmutter Maria geweiht ist und zu den ältesten Albaniens zählt; dort war einst eine Reliquie des wahren Kreuzes Christi aufbewahrt. Hinter der Kirche wurden die Reisenden von einer heimischen Familie mit einem leckeren Mittagessen beköstigt, deren bedienende Töchter sich in Berlin zur Krankenschwester und zur Altenpflegerin ausbilden lassen. Gjirokastra, ebenfalls eine UNESCO-Weltkulturerbestadt, wird auch als „Stadt der Steine“ bezeichnet, da viele Dächer mit den örtlichen grauen Steinen als Dachziegel bedeckt sind. In der dortigen Burg gibt es ein Waffenmuseum und die Reste einer Lockheed T-33 der Luftwaffe der Vereinigten Staaten, die 1957 in Kuçova notlanden musste und nach albanischen Angaben Spionage betrieben hatte. Der Abend klang bei einem typischen albanischen Essen mit traditionellen Iso-Polyphonie-Gesang aus, eine Musik, die erst beim zweiten Hinhören durchaus begeisterte. Spontan nahmen die Reiseteilnehmer an einem einheimischen Volkstanz teil.
Am 5. Tage wurde auf der Fahrt zur Küstenstadt Durres das Kloster von Ardenica besucht, das 1282 errichtet wurde und – wie viele Kirchen – beeindruckende Ikonen beherbergt. In Durres selbst konnte ein altes, recht verfallenes Amphitheater besichtigt werden. Am darauffolgenden Tag wurde Shkodra im Norden Albaniens besucht. Besonders interessant war der Besuch einer Werkstatt, in der venezianische Masken aus Pappmaschee künstlerisch gestaltet und in alle Welt, aber insbesondere nach Venedig verkauft werden. Über der Stadt thront eine Burg, deren älteste Mauern auf das erste Jahrtausend vor Christi datiert werden und einen großartigen Blick auf die Stadt und dem anliegenden See bietet. Zum Schluss der Reise ging es nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Moderne Hochhäuser und große Hotels lassen vergessen, dass hier das Zentrum der Gewaltherrschaft von Hoxha lag. Das von den Kommunisten als Pyramide geplante Mausoleum für den toten Hoxha ist heute ein lebendiges Kulturzentrum. Breite Boulevards durchkreuzen die Stadt. Am ersten Abend besuchte die Gruppe ein wunderschönes Symphoniekonzert des Albanischen Rundfunks und Fernsehen. Am letzten Tag stand das Weltzentrum des Bektaschi-Ordens auf dem Programm. Das Besondere dieser mystisch-islamischen Glaubensrichtung mit rund 150 Millionen Anhängern weltweit besteht darin, dass die Gläubigen entgegen den üblichen Regeln des Islams nicht fünfmal am Tag beten müssen und der Besuch Mekkas nicht verpflichtend ist. Sie sind der richtigen Meinung, dass das Gute und das Böse in uns selbst steckt und wir selbst das Böse bearbeiten müssen.
Zum Ausklang der Reise gab es ein letztes gemeinsames Abendessen mit leckeren albanischen Weinen in der neuen Flaniermeile von Tirana, das mit einer spontanen Gesangsdarbietung einer örtlichen Musikgruppe abgerundet wurde.
Es war eine rundweg gelungene Reise, wobei sicherlich viel die vorzügliche Reiseleiterin Nimez und das schöne Wetter beitrugen. Alle Teilnehmer stimmten dem Satz zu: „Albanien ist eine Reise wert“.
Lothar Beseler