Will Brüll: „Große Flügelform: NIKE“
1986 wurde die Edelstahlskulpur „Große Flügelform“ als Geschenk der „Berlinische Leben“ an die Stadt Wiesbaden der Öffentlichkeit übergeben. Begleitend zu dieser Großskulptur entstanden 1984-86 kleinere Modelle in unterschiedlichem Format. Bei dem Exemplar am Latumer See handelt es sich um ein größeres Zwischenmodell aus dem Nachlass des Künstlers. Brüll entwickelte die Skulptur aus einem angeschnittenen Rechteck und einem Dreieck, zwischen die das Segment eines Zylinders gespannt ist. Dieses durch Walzung gebogene Mittelteil öffnet die Plastik zum Raum. In der Frontalansicht wecken die seitlich angebrachten geometrischen Teile Assoziationen an eine Flügelform. Die Zusatzbezeichnung der Skulptur nimmt Bezug auf die geflügelte Siegesgöttin der griechischen Antike, Nike (lateinisch: Victoria). Der Eindruck des Emporstrebens, die Öffnung in den Raum und die silbrig glänzende Oberfläche sind wesentliche Merkmale der Arbeit. Bei ihnenwirkt Brülls Erfahrung als Flieger im Zweiten Weltkrieg nach.
Brüll hat die traditionelle Darstellung der geflügelten Siegesgöttin in die abstrakte Sprache der Moderne übersetzt. Der Formenreichtum des Objekts erschließt sich beim Umwandern.
Die konzentrierte reduzierte Formgebung macht die Skulptur zum Zeichen. Auch aus der Entfernung noch zu erkennen, steht sie wie eine Landmarke am Ostufer des Latumer Sees.
Der Künstler Will Brüll
Will Brüll (Viersen 1922 - 2019 Meerbusch) studierte nach seinem Einsatz als Flieger im Zweiten Weltkrieg 1945 – 1950 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Er begann mit gegenständlichen Plastiken und schuf ab 1962 abstrakte Raumplastiken in Edelstahl. Seit 1964 entstanden Großplastiken für den öffentlichen Raum. 1955 erwarb er die Osterather Windmühle, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete.
2005 gründeten Brüll und seine Partnerin Anneliese Holte, geb. Houfer, die Brüll-Houfer-Stiftung, um den künstlerischen Nachlass und die Mühle für die Öffentlichkeit zu erhalten. Die Stiftung wird von der Stadt Meerbusch treuhänderisch verwaltet.
Margot Klütsch