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Klangvolle Spuren in Meerbusch: Walter Jordans und die Meerbuscher Camerata

von Monika Zehmisch

Seit über fünf Jahrzehnten prägt der Klarinettist, Musikpädagoge und Ensembleleiter Walter Jordans das musikalische Leben in Meerbusch. Mit visionärem Engagement, pädagogischer Leidenschaft und künstlerischem Feinsinn schuf er nicht nur außergewöhnliche Konzerterlebnisse, sondern auch eine nachhaltige musikalische Gemeinschaft. Im Zentrum seines Schaffens steht die Meerbuscher Camerata, ein Kammermusikensemble, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde.

Der musikalische Werdegang von Walter Jordans

Walter Jordans begann seine musikalische Laufbahn im Jahr 1949 als Blockflötenspieler in der Pfarre St. Mauritius – mit Weihnachtsmusik für alte und kranke Menschen. 1956 wurde er Klarinettist in der Böhler Werkskapelle. Nach erfolgreichen Vorspielen an der Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf (1959, 1963) gewann er 1967 den Hochschulwettbewerb in Deutschland, was ihm Einladungen nach Bayreuth und Salzburg einbrachte.

Parallel dazu war er Klarinettist an der Duisburger Oper. Im Jahr 1970 übernahm er hauptamtlich eine Stelle als Klarinettenlehrer und stellvertretender Musikschulleiter an der Musikschule Meerbusch – ein Meilenstein für die Entwicklung des regionalen Musiklebens.

Die Anfänge: Holzbläserensembles und Kammermusik

Bereits 1972 gründete Walter Jordans das erste Kammermusikensemble mit Flöte und zwei Klarinetten. Zwei Jahre später etablierte er die Holzbläserkammermusik der Musikschule Meerbusch, deren jährliche Konzerte häufig in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester der Schule stattfanden.

Aus diesem Ensemble entwickelte sich die Meerbuscher Camerata, die nicht nur mit Chören konzertierte, sondern auch Ausstellungen von Künstlern musikalisch begleitete. Das Repertoire reichte von Mozart und Beethoven bis hin zu Mahler, Strauss, Puccini und dem französischen Komponisten Jean-Luc Darbellay, der sogar persönlich zur Uraufführung nach Meerbusch kam.

Gründung und Entwicklung der Meerbuscher Camerata

Der erste Auftritt als "Meerbuscher Camerata" erfolgte am 22. April 1978, gemeinsam mit dem Osterather Männergesangsverein unter der Leitung von Willy Braeckerler. Die Idee zur Camerata entstand während einer Arbeits- und Begegnungswoche im süddeutschen Tiengen – einem Ort, an dem die Musikschule Meerbusch regelmäßig Sommerfreizeiten für Lehrkräfte und fortgeschrittene Schüler veranstaltete.

„Wir wollten den Schülern zeigen, was möglich ist, wenn man sich mit Herz und Disziplin der Musik widmet. Und sie dann mitnehmen – auf diese musikalische Reise.“

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Ensemble zu einer festen Größe. Heute besteht die Camerata überwiegend aus professionellen Musiker:innen und Musiklehrkräften aus Meerbusch, Neuss und Mitgliedern namhafter Sinfonieorchester.

Künstlerische Höhepunkte

Die Camerata trat in bedeutenden Sälen auf, darunter:

  • der Dyckhof in Meerbusch-Büderich

  • der historische Ratssaal in Aachen

  • das Hedjensmuseum in Düsseldorf

  • der Rathaussaal in Neuss

Konzerte führten das Ensemble nach Tübingen, Greifswald, Nagold, Duisburg, sowie ins Ausland: Lettland, Finnland und die USA. Auch ein Auftritt vor Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in Bonn gehörte zu den Höhepunkten.

„Wir waren nicht nur Musiker. Wir waren Botschafter unserer Stadt – und der Idee, dass Musik überall verstanden wird.“

Besonders erwähnenswert sind die großen musikalischen Projekte:

  • 2002: Aufführung von Hänsel und Gretel (in einer Bearbeitung für Holzbläser und vier Sängerinnen von Walter Jordans)

  • 2003: Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen mit Das Lied von der Erde von Gustav Mahler

  • 2004/2005: Kindertotenlieder und Lieder eines fahrenden Gesellen (Solist: Peter Schöne, ARD-Wettbewerbsgewinner)

  • 2006: Gran Partita zum Mozartjahr

  • 2007: Arien aus Die Hochzeit des Figaro von W.A. Mozart

Die meisten Konzerte fanden in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Meerbusch-Strümp in der Versöhnungskirche statt, oft als Benefizveranstaltungen.

Nachwuchsförderung und Erfolge

Walter Jordans lag die Förderung junger Talente besonders am Herzen. Einige seiner Schüler wurden an die Deutsche Oper am Rhein vermittelt, darunter auch für eine spektakuläre Opernaufführung in Moskau. Zahlreiche Schüler gewannen Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben:

  • 1969: 1. Preis beim Bläserquintett-Wettbewerb in Vilvorde (Belgien)

  • 1982: Sonderpreis der Deutschen Musikstiftung beim Bundeswettbewerb in Erlangen, verbunden mit einer Konzertreise nach Frankreich

„Wenn ich heute sehe, dass viele meiner ehemaligen Schüler Berufsmusiker oder Musikpädagogen sind, erfüllt mich das mit tiefem Stolz.“

Ein Ensemble mit Herz, Klang und Geschichte

2005 übernahm der Meerbuscher Kulturkreis die Schirmherrschaft über die Camerata und unterstützt sie seither auch finanziell. Unter der musikalischen Leitung von Walter Jordans entwickelte sich das Ensemble zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Meerbusch. Mit jährlich bis zu drei Konzerten hat es Generationen von Musikliebhabern begeistert – stets mit dem Anspruch, Qualität, Vielfalt und Leidenschaft zu vereinen.


Fazit
Was mit einem Holzbläsertrio begann, wurde zu einem kulturellen Aushängeschild der Stadt Meerbusch. Walter Jordans hat nicht nur musiziert, sondern eine Gemeinschaft geschaffen, in der Menschen durch Musik verbunden wurden. Die Meerbuscher Camerata ist sein musikalisches Lebenswerk – ein klingender Beweis dafür, dass Musik Brücken baut, Generationen verbindet und Herzen bewegt.

„Musik war mein Leben – und mein Weg, anderen etwas mitzugeben. Ich hoffe, dass viele dieser Töne weiterklingen.“