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Auf den Spuren von Theodor Fliedner in Kaiserswerth, 23.08.2025

von Monika Zehmisch

Wieder einmal war das Timing glücklich!

Mitten in der (emotionalen) Diskussion um den Erhalt der Rheinfähre, die bereits seit dem Mittelalter Langst und Kaiserswerth miteinander verbindet, machten wir uns - vor der Kulisse der Kaiserpfalzruine - diese jahrhundertealte Fährverbindung zunutze, um jenseits des Rheinstroms die Spuren des großen evangelischen Theologen Theodor Fliedner (1800-1864) zu erkunden.

Am Café Schuster am historischen Klemensplatz trafen wir auf unsere überaus versierte Kulturführerin des Pflegemuseums Kaiserswerth (Zeppenheimer Weg 20, 40489 Düsseldorf), die uns vor dem Hintergrund der Kaiserswerther Hochwasserproblematik früherer Jahrhunderte erläuterte, warum das Stammhaus der Diakonie vom Kaiserswerther Markt zum neun Meter höher gelegenen Zeppenheimer Weg verlegt wurde.

Sehr beeindruckt zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des MKKs vom Innenhof des Seniorenzentrums der Diakonie am alten Stammhaus am Kaiserswerther Markt, der an die Stammhauskirche der Diakonie grenzt. Durch den wunderschönen Garten der Diakonie gelangten wir durch ein Tor, das man uns öffnete, zu jener evangelischen Stadtkirche, in der der große Theodor Fliedner zwischen 1822 und 1849 predigte.

Weiter ging es zur sogenannten „Wiege von Kaiserswerth“, also dem Gartenhäuschen, in dem Theodor Fliedner am 17. September 1833 die erste Pflegeperson aufnahm und damit den Grundstein für das heutige Diakoniewerk legte. Der Ausspruch über dem Türrahmen „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ wurde größtenteils mit Heiterkeit quittiert. Unsere Kulturführerin löste aber später auf, dass es sich hierbei um einen Ausspruch Johannes des Täufers handelt, der damit auf Jesus verweist, dessen Bedeutung zunehmen soll, während seine eigene Bedeutung abnehmen muss.

Anschließend erreichten wir den Fliednerhof, wo zu Zeiten Theodor Fliedners der Kindergarten sowie das dazu gehörige „Kleinkinderlehrerinnenseminar“ untergebracht war. Nachdem Fliedner das Kaiserswerther Pfarramt niedergelegt hatte, wohnte er mit seiner Familie im Fliednerhof. Hier verstarb er auch am 4. Oktober 1864. Interessiert blickten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf das Fenster im 1. Stock links des Torbogens, in dem die große Florence Nightingale (1820-1910), die Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege, während ihrer Zeit in Kaiserswerth lebte.

Auf dem kleinen evangelischen Friedhof besuchten wir dann die Gräber von Theodor Fliedner und seiner beiden Frauen Friederike und Caroline. Direkt dahinter gelegen betraten wir den Schwesternfriedhof des weltweit ersten evangelischen Diakonissenmutterhauses, der nach dem Vorbild des Herrnhuter Gottesackers angelegt wurde. Mit den Schrecken des Nationalsozialismus wurde die MKK-Gruppe dann am Grab der Schwestern Aufricht konfrontiert. Denn die beiden jüdischen (zum evangelischen Glauben konvertierten) Diakonissen Ernestine (Erna) und Johanna Aufricht wurden zu Zeiten des NS-Staates in Kaiserswerth von den Nationalsozialisten verfolgt. Erna Aufricht wurde am 19. Oktober 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Ihre Schwester Johanna überlebte das KZ Theresienstadt und kehrte im Sommer 1945 nach Kaiserswerth zurück, wo sie bis zu ihrem Tod am 18. August 1963 zurückgezogen lebte. Seit 2003 führt über das Gelände der Kaiserswerther Diakonie daher die Geschwister-Aufricht-Straße.

Zum Abschluss unseres Ausflugs besuchten wir dann dieses überaus beeindruckende heutige (neun Meter höher gelegene) Gelände der Diakonie. Wir durchschritten das 4 Sterne-Hotel „Mutterhaus Düsseldorf“, passierten das Kronprinzendenkmal des späteren Deutschen Kaisers Friedrich III und erreichten schließlich unsere Zieldestination, das Pflegemuseum Kaiserswerth. Dieses sehr sehenswerte Museum stellt anschaulich dar, was Florence Nightingale meinte, als sie sagte „Krankenpflege ist eine Kunst“.

Mit diesen überaus reichen Eindrücken im Gepäck war die MKK-Gruppe dann nach langer Erkundungstour überaus glücklich, als ein Eiscafé Kaffee und Kuchen versprach.

Zusammenfassend kann ich sagen:

Kaiserswerth ist auch abseits von Suitbert und Kaiserpfalz einer der interessantesten Orte am ganzen Niederrhein.

von Felix Drewes