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Auf den Spuren der Krefelder Seidenbarone, 10.05.2025

von Monika Zehmisch

Auf den Spuren der Krefelder Seidenbarone, 10.05.202

Das Timing war perfekt! Nur wenige Tage, nachdem die Rheinische Post vermeldet hatte, dass wieder Bewegung in das Thema „Seniorenresidenz Haus Meer“ kommen soll, wandelte der MKK in Krefeld auf den Spuren der Seidenfabrikantenfamilie von der Leyen. Diese Krefelder Familie hatte im Rahmen der Säkularisation 1804 das Kloster Meer erworben und zu einem Schloss umgebaut, das 1943 einem Luftangriff zum Opfer fiel. So startete unsere Stadtführung durch die Krefelder Innenstadt am Von-der-Leyen-Platz, dem heutigen Krefelder Rathaus und früherem Stadtpalais der Familie von der Leyen.

Auf den ersten Blick wirkt die Krefelder Innenstadt heutzutage wie im Dornröschenschlaf. Wer sich aber die Mühe macht, etwas an der Oberfläche zu kratzen, entdeckt sehr schnell höchst Interessantes. Im 19. Jahrhundert war Krefeld eine der reichsten Städte im Deutschen Reich. Städtebaulich lässt sich dies auch noch erkennen. Der aus Westfalen stammende und in Düsseldorf als Baumeister tätige Adolph von Vagedes entwarf für die Stadt Krefeld 1817 ihr architektonisches Erkennungsmerkmal: die vier Wälle. Die Bepflanzung der vier Wälle wurde vermutlich zwischen 1838 und 1840 durch Maximilian Friedrich Weyhe und seinen Sohn Joseph Clemens Weyhe gestaltet, der ebenfalls das Gartendenkmal an Haus Meer schuf.

Vor dem Hintergrund dieser Szenerie erhielten wir eine Einführung in die Krefelder Stadtgeschichte, in der die Krefelder Seidenbarone als bedeutende Protagonisten immer wieder hervortraten. Uns Besuchern wurde Krefeld sehr anschaulich als „melting pot“ beschrieben, einem frühen Sehnsuchtsort für Glaubensflüchtlinge.

1560 war die Grafschaft Moers, zu der Krefeld damals gehörte, im Rahmen der Reformation zum Protestantismus übergetreten. Dennoch gab es weiterhin Katholiken in Krefeld. 1584 wurde Krefeld im Truchsessischen Krieg völlig zerstört. Daher verschenkte die Witwe des Grafen von Neuenahr-Moers Krefeld 1594 an das Haus Oranien. In dieser Zeit wurde Krefeld nun auch zum Zufluchtsort für Mennoniten, die in den benachbarten katholischen Regionen wie Gladbach oder Rheydt wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Die Zugezogenen waren oft tüchtige Handwerker und Geschäftsleute und manche daher bald schon wohlhabend. Ein Spruch in der Stadt lautete: „Die Mennoniten haben das Geld, die Reformierten das Sagen und die Katholiken die Arbeit."

Von großer Bedeutung für Krefeld war die Niederlassung des 1656 aus Radevormwald ausgewiesenen Mennoniten Adolf von der Leyen (1624/25-1698). Seine Söhne begründeten die Seidenweberei in Krefeld. Friedrich Heinrich von der Leyen (1769-1825), ein Urenkel von Adolf von der Leyen, wurde im Jahr 1800 Bürgermeister von Krefeld, war in dieser Zeit Gastgeber von Napoleon und kaufte 1804 das säkularisierte und zerstörte Klostergut Meer.

Reich geworden sind die Krefelder Seidenbarone bekanntlich mit Samt und Seide. Welch schwieriges Handwerk hinter diesem Wirtschaftszweig stand, lässt sich bis heute in Krefeld sehr anschaulich in der einstiegen Paramentenweberei Hubert Gotzes, dem heutigen Haus der Seidenkultur, in der Luisenstraße 15 erfahren. Dieses Museum wird von einem privat finanzierten Verein, der für sein großes Engagement 2020 den Heimatpreis des Landes NRW erhielt, getragen. Der Pressesprecher des Museumsvereins, Dieter Brenner, nahm uns sehr freundlich in Empfang. Nach einer sehr unterhaltsamen Einführung sowie einem Film aus der aktiven Zeit der Weberei, zeigte uns Herr Brenner das Herzstück des Museums: den historischen Websaal, in dem bis 1992 über 100 Jahre lang kostbare liturgische Gewänder (Paramente) aus italienischen und chinesischen Seidengarnen hergestellt wurden. Unsere Meerbuscher Besuchergruppe zeigte sich überaus beeindruckt, als uns das Weben an den hölzernen Jacquard-Handwebstühlen aus dem 19. Jahrhundert live vorgeführt wurde.

Abschließend möchte ich sagen: Krefeld ist immer einen Ausflug wert. Und einen Besuch im Haus der Seidenkultur sollte man bei diesem Ausflug auf keinen Fall verpassen."

Felix Drewes