Der Meerbuscher Kulturkreis (MKK) hat sich mit einer 43-köpfigen Reisegruppe bei meist strahlendem Sonnenschein für sechs Tage zu einer eindrucksvollen Reise aufgemacht. Das Erlebnis der vielfältigen Kultur des Elsass, aber auch der Genuss der grünen Hügellandschaft der Vogesen wurden gelungen miteinander verbunden.
Das erste Ziel am Tag der Anreise war Wiesbaden, wobei die Stadtführerinnen den Teilnehmern eine interessante zweistündige Stadtführung boten, die im Kurhaus begann, um in die Geschichte der Stadt einzuführen. Schon die Römer schätzten die zentrale Lage und die ergiebigen Thermalquellen des Ortes, der im 18. Jahrhundert zur Weltkurstadt aufstieg. Villen und Häuser im Baustil des Historismus, Klassizismus und Jugendstils prägen das Stadtbild bis heute. Nach 1945 wandelte sich die Stadt zur modernen Landeshauptstadt. Der Spaziergang führte durch den Kurpark zur Altstadt und der bekanntesten Quelle der Stadt, dem „Kochbrunnen“, die pro Minute ca. 350 Liter 66 Grad heißes Thermalwasser liefert.
Nach dem Mittagessen wurde die Fahrt ins Elsass fortgesetzt und die Gruppe erreichte am frühen Abend Colmar, so dass noch Zeit blieb für einen kleinen Spaziergang am Flüsschen Lauch im romantischen Stadtviertel „Klein Venedig“.
Am zweiten Tag wartete auf die Meerbusch-Reisegruppe ein Tag in Straßburg, Elsass‘ Hauptstadt. Er begann mit einer Einladung vom EU-Abgeordneten Dr. Stefan Berger aus Viersen ins Europäische Parlament. Dr. Berger ist Mitglied (CDU) im Europäischen Parlament, sitzt im „Ausschuss für Wirtschaft und Währung“ und ist Berichterstatter des Europaparlaments für die Krypto-Regulierung. Nach einleitenden Worten über seine Aufgaben in Straßburg begann ein interessanter, lebhafter Frage- und Antwortaustausch. Nach einer Stunde wechselte die Gruppe den Standort und verfolgte von der Besucherterrasse aus die Beiträge im Plenum zum „European Media Freedom Act“ (Medienfreiheitsgesetz).
Das Mittagessen im Restaurant La Bourse am Place de l’Etoile war ein typisch elsässisches Menü. Gestärkt setzten die Meerbuscher das Programm mit einer Busstadtrundfahrt durch die Altstadt von Straßburg fort. Beeindruckt waren die Teilnehmer von dem reich verzierten Straßburger Münster. Es folgte ein einstündiger Spaziergang durch La Petite France, der malerischste Touristenmagnet. Noch zu erwähnen sind die „gedeckten Brücken“. Damals dienten sie als Schutzwall, heute sind sie eine der beliebtesten Attraktionen. Und immer wieder stößt man auf das Flüsschen Ill, das durch Straßburg fliest. Das wurde dann auch der letzte Punkt unseres Straßburg-Programms: Mit einer Schifffahrt auf der ILL beendeten wir unseren Tag in Straßburg. Nach einem anstrengenden Tagesprogramm konnten die Meerbuscher Besucher nun ganz gemütlich vom Schiff aus viele historische Sehenswürdigkeiten noch einmal vorbeiziehen lassen.
Der dritte Reisetag stand ganz im Zeichen der Erkundung Colmars. Ein ausführlicher Rundgang durch die Altstadt mit der Markthalle, zahlreichen Bürgerhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert und dem erstaunlichen Bartholdi-Museum. Das bekannteste Werk des Bildhauers August Bartholdis ist die Freiheitsstatue auf Liberty Island in New York.
Nach einer Mittagspause besuchten die Teilnehmer das Musée d‘ Unterlinden. Es beherbergt Sammlungen alter und zeitgenössischer Kunst. Unumgänglich war hier die detaillierte Betrachtung des Isenheimer Altars (1512-1516) von Matthias Grünewald. Die drei Schauseiten des Altars sind auf je einem eigenen Sockel getrennt aufgestellt, so dass die elf Tafelbilder gleichzeitig präsentiert und erläutert werden können.
Nach etwas Freizeit wurde den Reiseteilnehmern ein alternatives Programm angeboten.
Eine Gruppe nahm am späten Nachmittag an einer Führung durch die Südstadt Colmars, das sogenannte Deutsche Viertel, teil. Zwischen 1870 und 1918 entstand hier ein grünes Wohngebiet, das stilvolle Villen und Repräsentationsbauten in architektonischer Vielfalt bietet. Die Teilnehmer erfuhren viel über den einerseits fruchtbaren Einfluss zweier unterschiedlicher Kulturen auf das Elsass, aber auch über die schmerzhaften Erlebnisse bei der Annexion des Gebiets durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs.
Die andere Gruppe besuchte am Nachmittag das Weingut Jean-Baptiste Adam in Ammerschwihr an der Weinstraße. Es wurde im Jahr 1614 gegründet und ist seit 15 Generationen in Familienbesitz. Hier erlebten die Meerbuscher eine kurzweilige Führung durch den dunklen, etwas feuchten Weinkeller, in dem hundertjährige große Fässer neben unzähligen Regalen voller Weinflaschen lagerten. Natürlich durfte eine Weinprobe nicht fehlen. Sie fiel aber recht „bescheiden“ aus, dazu gab es Brezeln und den für den Elsass berühmten Gugelhupf. Am Abend wiederholte sich das Colmar Programm: Bummeln, einkaufen, sich kulinarisch verwöhnen.
Da Colmar im Zentrum der Weinstraße, eingebettet in die Ausläufer der Vogesen, liegt, bot sich am vierten Tag der Reise ein Ausflug auf die elsässische Weinstraße an. Die aus einer Winzerfamilie stammenden Reiseleiterin hatte fachkundig drei ganz unterschiedlich anmutende Dörfer hatte sie gewählt:
Zunächst besuchte die Gruppe eines der schönsten und typischsten Dörfer: Eguisheim mit schneckenförmig angelegten Gassen und reich mit Blumen geschmückten Fachwerkhäusern.
Ein kleiner Spaziergang durch die Weinberge informierte über die bevorzugte geografische Lage, das günstige Klima, die geologische Vielfalt der Böden und den biodynamischen Anbau der sieben elsässischen Rebsorten.
Ribeauvillé war das zweite Ziel. Diese mittelalterliche Stadt wird von drei Burgen überragt, ein Zeichen dafür, dass es hier im Mittelalter viel zu schützen gab. Noch heute ist ein Teil der Stadtmauer mit Verteidigungstürmen erhalten.
Anders als Ribeauvillé wirkt Hunawihr untouristisch und wurde dank des intakten Ortsbildes in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen. Malerisch liegt das Dorf von Weinbergen umgeben. Von einer Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert genießt man einen großartigen Blick auf die Rheinebene.
Wieder in Colmar angekommen stand auch der letzte Abend zur freien Verfügung und wurde zu einem entspannten Bummel durch die idyllische Altstadt und ihre vielfältigen gastronomischen Angebote genutzt.
Am fünften Tag konnte - wer wollte - noch einmal morgens ganz individuell Abschied von Colmar nehmen, bevor es dann am Mittag per Bus in Richtung Odilienberg/Obernai ging. Dort oben in 763 m Höhe am Ostrand der Vogesen befindet sich seit dem 7. Jahrhundert ein berühmtes Frauenkloster, das Kloster der Heiligen Odilie, der Tochter eines fränkischen Herzogs, heute der bedeutendste Wallfahrtsort im Elsass. Der Heiligen Odilie wird nachgesagt, dass sie eine Quelle entdeckt hatte, deren Wasser die wundervolle Heilung von Augenerkrankungen versprach. Im Klostergarten war die Reisegruppe mit einer Führerin verabredet, die uns in die Geschichte des Klosters einweihte.
Am Ende des Tages fuhr die MKK-Reisegruppe mit dem Bus runter nach Obernai, eine Stadt mit gut 12.000 Einwohnern. Hier erwarteten uns zwei Führerinnen, von denen wir viel Wissenswertes über Obernai und seine bekannten Plätze erfuhren. Auch Obernai ist von einer Stadtmauer mit befestigten Türmen umgeben, und natürlich ist auch diese Stadt geprägt von den fürs Elsass so typischen bunten Fachwerkhäusern und ihren vielen kleinen, engen Gässchen. Und fast jedes Haus ist geschmückt mit Blumenkästen, in denen üppige französische Hängegeranien wachsen. Auf ihrem letzten Spaziergang wurde die Gruppe über den großen Place de l’Etoile und über den Marché geführt, vorbei am Rathaus, an der Kirche Peter und Paul, am riesigen Glockenturm, am Kornhaus und am Brunnen mit den sieben Eimern, um nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu nennen.
Und nach fünf teilweise anstrengenden Tagen mit viel Pflichtprogramm erwartete uns am Abend ein Highlight: Unser Abschiedsessen im Hotel à la Cour d’Alsace in Obernai. Hier konnten sich die Meerbuscher Gäste endlich mal so richtig verwöhnen lassen. Es wurde ein genussvoller Abend in einem wunderschönen gepflegten Ambiente und mit einem köstlichen Fisch-Menü, einem vorzüglichen Dessert und einem vollmundigen elsässischen Wein. Doch dann war auch dieser Tag Geschichte und es ging zurück nach Colmar.
Am sechsten Tag hieß es Abschied nehmen vom Elsass. Einen Zwischenstopp gab es noch in Speyer, wo uns eine Stadtführerin und ein Stadtführer begrüßten. Sie starteten direkt am Kaisermariendom, der größten romanischen Kirche der Welt. 1981 wurde der Dom als Hauptwerk romanischer Baukunst in Deutschland in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Seit 2021 ist auch der mittelalterliche Judenhof Speyer Weltkulturerbe der UNESCO, zusammen mit den SchUM-Stätten Worms und Mainz. Im Judenhof und dem Museum SchPIRA konnten die Besucher aus Meerbusch viel über die reiche jüdische Geschichte von Speyer erfahren. Wir sahen die Ruine der Synagoge und stiegen über ziemlich ausgetretene Stufen hinab zum Ritualbad (Mikwe). Danach hatten wir noch Gelegenheit, einen Blick in die Dreifaltigkeitskirche und die Luther Gedächtniskirche zu werfen, stoppten ein letztes Mal am Fischmarkt mit seiner Stelzenfisch Plastik und beendeten die Führung auf der Maximilianstraße. Und im Wirtshaus am Dom gab es dann noch die letzte Stärkung vor der Heimreise nach Meerbusch.
Letzter Programmpunkt während der Fahrt: Die beiden Reiseleiterinnen, Steffi Valentin und Christa Ahrens-Wilke, wurden von den Teilnehmern mit einem kleinen Dankeschön – einer Flasche Cremant vom Weingut Adam - überrascht. Ein weiteres Dankeschön und ein dickes Lob bekam unser Fahrer Frank Schornstein dafür, dass er in allen Situationen am Steuer professionell und besonnen reagiert und stets die Ruhe bewahrt hatte.
Zwei Erlebnisse trugen zum Spaß bei:
Vor Antritt der Reise bat ich per Mail das Restaurant La Bourse um ein Doggybag für den Fahrer, weil er seinen Bus außerhalb der Altstadt parken musste und somit am Essen nicht teilnehmen konnte. Daraufhin bekam ich die Antwort: „Der Hundekotbeutel“ für den Fahrer steht bei Ihrer Ankunft bereit!“ Später erfuhr ich, dass die Übersetzung mittels Übersetzungsprogramm im Internet erfolgt war. Was lernen wir daraus? Das Synonym Doggybag hat in Frankreich nicht die Bedeutung wie in Deutschland!
Da am fünften und letzten Tag kein Essen im Restaurant eingeplant war, hatte unser Fahrer Frank Schornstein wieder die gute Idee, wie schon mal vor Jahren in Brüssel, auf der Fahrt Würstchen zu kredenzen. Es wurde ein abenteuerliches Vergnügen, denn die Ausgabe der Würstchen fand genau dann statt, als wir auf der serpentinenreichen schmalen Straße zum Odilienberg fuhren. Da landete auch schon mal der Senf auf dem Brot, auf der Serviette oder voll daneben! Das „dreiköpfige Küchenpersonal“ hatte jedenfalls viel Spaß! ?
Resümée: Das Ziel Elsass im Goldenen Oktober war eine Reise wert.
Reiseleitung
Steffi Valentin
Christa Ahrens-Wilke