Kulturkreis Meerbusch

Sonntag, 13. August 2023 22:52

Auf den Spuren der Geschichte in Krefeld-Linn

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Burg Linn Burg Linn Christa Ahrens-Wilke

Direkt vor der Meerbuscher Stadtgrenze liegt das schöne mittelalterliche Städtchen Linn. In Linn lässt sich eine enorme historische Zeitspanne unseres schönen Landstrichs hautnah erleben. 20 MKKler machten sich – beständigem Regen trotzend – Anfang August auf diese spannende historische Erkundungstour.

Das Archäologische Museum in Linn bietet den chronologischen Einstieg: Die Zeit der Römer, der Franken und der Karolinger. Im ehemaligen Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg lassen sich u. a. die Schlacht bei Gelduba im Jahre 69 n. Chr. sowie das große Landschaftsmodell des römischen Kastellortes Gelduba (um 200 n. Chr.) mit archäologischen Funden aus dem römischen und fränkischen Gräberfeld in Gellep bestaunen. Neben wunderbarer römischer Glaskunst stellt das von Professor Dr. Renate Pirling 1962 aufgedeckte Fürstengrab des fränkischen Fürsten Arpvar samt seines goldenen byzantinischen Spangenhelms ein Highlight der Ausstellung dar. Mit großem Interesse bestaunten wir bei der Führung durch das Museum zudem den 1972 bei Baggerarbeiten am Rheinhafen geborgenen karolingischen Rheinkahn aus dem 9. Jahrhundert! Karl der Große ließ lieb grüßen!

Tiefer eintauchend in die Faszination und die Schrecken des Mittelalters überquerte unser MKK-Trupp todesmutig die Wehrmauer der Niederungsburg aus dem 12. Jahrhundert und drang in den Innenhof der Linner Burg ein. Schnell entdeckten wir die ausgestellten Gebeine des Gründers der Burg: Otto von Linn (1171-1219). Weiter ging es in den Rittersaal, in dem der Verein der Freunde von Burg Linn regelmäßig Konzerte veranstaltet. Hier ließen sich Ritterrüstungen sowie mittelalterliche Wandteppiche bestaunen. Die kühnsten und unerschrockensten MKKler nahmen anschließend das Unterfangen „Bergfried“ in Angriff. Hier ging es über schmale und unebene Steintreppen hinauf in ungeahnte Höhen. Auf einer Mittelebene sah man ein Gitter über dem Boden und konnte ungefähr 20 Meter in die Tiefe blicken. Ein Teilnehmer fragte, ob es sich hier wohl um einen Brunnen handelte. Diese Frage ließ sich mit Blick auf die Grauen der kurkölnischen Gerichtsbarkeit leider nicht bejahen. Der 360 Grad Ausblick von der Spitze des Bergfrieds entschädigte nach einhelliger Meinung für die Mühen des Aufstiegs.

Mit der Burg Linn besichtigte der MKK-Trupp gleichzeitig das Zentrum des kurkölnischen Amtes Linn, das von 1392 bis 1794 die Geschicke der Altgemeinden der Stadt Meerbusch nach katholischer Glaubensart verwaltete. Ende des 18. Jh. kam Napoleon Bonaparte und mit ihm die Franzosen. Sie zerschlugen das Heilige Römische Reich und säkularisierten das linke Rheinufer, wodurch das Kurfürstentum Köln unterging. Die Krefelder Seidenfabrikanten-Familie de Greiff erwarb 1806 von den Franzosen die Burg mitsamt dem Jagdschlösschen, der historischen Zehntscheune und dem großzügigen Umland. Maximilian Friedrich Weyhe entwarf für die Familie de Greiff ein Parkkonzept mit weitläufigen Parkanlangen im englischen Stil rund um die Befestigungsanlagen der Burg mit der Burgruine als romantischem Mittelpunkt. Weyhes Plan wurde allerdings nie vollständig ausgeführt.

Zum Abschluss führte uns der frühere Museumsleiter des Museumszentrums Burg Linn, Dr. Christoph Reichmann, bei strömendem Regen äußerst sachkundig durch die historische Altstadt Linns. Besonders in Erinnerung blieben mir seine Ausführungen zur Linner Synagoge. 1865 wurde diese nach Plänen von A. Heyden erbaut – gestiftet von Philipp de Greiff – für die Linner und Bockumer Juden. 1938 fiel sie der nationalsozialistischen Willkür zum Opfer.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich das kleine Städtchen Linn in vortrefflicher Art und Weise eignet, die großen historischen Linien des Rheinlands nachzuzeichnen. So war es also sicherlich nicht unser letzter Besuch in Linn!

Felix Drewes

Gelesen 507 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 18. Oktober 2023 00:15

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