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Sonntag, 15. September 2019 21:28

Der MKK besucht den Tagebau Garzweiler

Am 28. August traf sich eine 44-köpfige Gruppe, um an einer Führung durch den Tagebau Garzweiler teilzunehmen. Alle waren gespannt auf das, was ihnen RWE Power bieten und wie man auf kritische Fragen zum Braunkohleabbau reagieren würde.

Die junge Dame, die die Gruppe während der dreistündigen Führung betreute, eine studierte Germanistin und Medienwissenschaftlerin, stellte sich als kenntnisreiche und vielseitig informierte Führerin heraus.

Die Veranstaltung begann im RWE Besucherzentrum in Jüchen mit einem Vortrag - unterstützt durch Bild- und Kartenmaterial - und einem Gespräch über die mit dem Tagebau verbundenen Probleme: „Erfolgreiche“ Umsiedlungen, Verlegung der Autobahnen A61 und A44, Sicherstellung der Wasserversorgung der Niers, ein „grünes Band“ als Tagebaufolgelandschaft etc. Anschließend fuhr der Bus mit der Gruppe zum Ort der Kohleverladung: Über kilometerlange Förderbänder gelangt die Braunkohle zu werkseigenen Güterzügen, um von dort direkt zu den Braunkohlekraftwerken Frimmersdorf, Neurath oder Niederaußen und somit zur Wärme- bzw. Stromerzeugung oder zu Veredlungsbetrieben transportiert zu werden.

Die nächste Station war ein spektakulärer Skywalk, ein 14 Meter langer Steg, der über die Tagebaukante hinweg ins Freie ragt und ein Panorama auf die Braunkohlengewinnung im Tagebau Garzweiler bietet.
Jeder Tagebau ist terrassenförmig angelegt. Mit dem Bus fuhr die Gruppe auf die fünfte, also vorletzte Sohle, so heißen die Arbeitsebenen in der Sprache der Bergleute. Die bis zu 200 Meter hoch aufragenden Grubenwände sind unterschiedlich farbig. Gelblich-grauer Löss, Kies und Sand sind Relikte eines längst vergessenen Meeres und früherer erdgeschichtlicher Phasen. Sie bilden farbige Streifen und Schlieren, als sei jemand mit einem mächtigen Pinsel darüber gefahren.

Der nächste Stopp wurde an einem der größten Schaufelradbagger, dem Markenzeichen des Tagebaus, eingelegt. Diese sind 240 Meter lang und 96 Meter hoch und damit die größten beweglichen Arbeitsmaschinen der Welt. Schaufelradbagger fördern sowohl Abraum als auch Kohle. Dies geschieht mit Schaufeln, die in ein Rad eingelassen sind. Über eine schiefe Ebene rutscht das gebaggerte Material auf ein Förderband. Das Schaufelrad liegt am Ende eines bis zu 100 Meter langen Auslegers, der auch das Förderband für den Abtransport der Massen trägt.

Leider blieb nur noch Zeit für die Fahrt durch rekultiviertes Ackerland und neue Waldgebiete und nicht mehr für die Besichtigung eines umgesiedelten Ortes.

Alle Teilnehmer freuen sich auf eine Wiederholung in ca. 50 Jahren, wenn aus dem ehemaligen Tagebau ein riesiges Erholungsgebiet mit Seen und Wäldern entstanden sein wird.

Als Kontrastprogramm folgte ein Besuch im Nikolauskloster. In den von 1715 bis 1746 entstandenen Gebäuden leben und arbeiten zurzeit acht Brüder der Ordensgemeinschaft der Oblaten. In dem weitläufigen parkartigen Garten suchte sich jeder ein möglichst schattiges Plätzchen und genoss Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.

Insgesamt war es ein eindrucksvoller Ausflug, bei dem man hautnah und eindringlich erfahren durfte, wie und mit welchen Folgen der Mensch seit Jahrhunderten die Erde für sich nutzt und ausbeutet.

Christa Ahrens-Wilke

 

 

 

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