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Trotz Corona konnte diese dreistündige Stadtrundfahrt per Bus durch Meerbusch stattfinden. Mit Claudia Kuhs als unsere Stadtführerin und selbst Meerbuscherin, starteten 20 Teilnehmer die Kennenlerntour durch Meerbusch in Büderich, nachdem ein Mikrofonproblem im Bus insofern gelöst werden konnte, als das Busunternehmen innerhalb einer halben Stunde einen Ersatzbus brachte. Es ist tatsächlich so, dass so manch Büdericher kaum etwas von Osterath und Lank weiß. Und umgekehrt. So war dieser Nachmittag eine gute Gelegenheit, ein bisschen mehr über die eigene Stadt, die genau vor 50 Jahren (01. Januar 1970) gegründet wurde, kennenzulernen. Die Stadt Meerbusch ist ein Zusammenschluss von acht bis dahin selbstständigen Gemeinden, von denen die größten Büderich, Lank-Latum und Osterath sind. Und diese drei Ortsteile wollten wir heute mal näher kennenlernen.

Das Stadtwappen von Meerbusch zeigt unter rotem Schildhaupt im Wellenschnitt acht im Stiel sternförmig zusammengeschlossene rote Blätter im gelb-goldenen Felde. Das Wappen wurde am 13. Oktober 1971 vom Regierungspräsidenten genehmigt.

Stadtteil

Einwohner

Fläche
in Hektar

Fläche in Prozent
des Stadtgebietes

Büderich

22.411

1708

26,5

Osterath

13.022

1202

18,7

Lank-Latum

9.701

684

10,6

Strümp

6.169

620

9,6

Ossum-Bösinghoven

2.236

503

7,8

Nierst

1.408

722

11,2

Langst-Kierst

1.061

355

5,5

Ilverich

670

644

10,0

Meerbusch Büderich

Wir starteten also in Büderich und besichtigten folgende Gebäude bzw. Sehenswürdigkeiten und lernten Interessantes über ehemalige berühmte Büdericher Einwohner:

  • Mataré-Brunnen (nach einem Entwurf von Mataré von 1987). Anlässlich seines 100. Geburtstages hatte ihn seine Tochter Sonja, sanieren lassen. Wie wir vor einigen Tagen erfahren mussten, ist Sonja Mataré im Alter von 94 Jahren verstorben.
  • Mataré-Haus auf der Dückersstraße (hier wohnte die Familie und zum Schluss Sonja Mataré noch allein).
  • Der Alte Kirchturm, Überrest der ersten Pfarrkirche in Büderich, (Joseph Beuys, Schüler von Ewald Mataré), gestaltete in den 1950er Jahren ein Ehrenmal für die Toten beider Weltkriege.
  • Dr.-Franz-Schütz-Platz, benannt nach Dr. Franz Schütz, dem einzigen Ehrenbürger der Stadt Meerbusch. Er war Werksdirektor bei Böhler, Gründungsmitglied der Büdericher CDU, Ratsmitglied und ab 1964 auch Bürgermeister von Büderich. Das heutige Verwaltungsgebäude auf diesem Platz war ehemaliges HJ-Heim.
  • Theodor Hellmich, war Schulrektor in Büderich (ab 1919); er führte in Büderich den Martinszug ein (1912) und zeigte starkes soziales Engagement für notleidende Familien.
  • Altes Küsterhaus, ehemalige Bücherei der Mauritiuskirche, von Inge Sternemann ab 2005 umstrukturiert zu einem Kulturzentrum (Ausstellungen, Lesungen, Begegnungen, Konzerte und mehr). 2018 übernahm Isabelle von Rundstedt ehrenamtlich die künstlerische Leitung.
  • Haus Meer, ein ehemaliges Prämonstratenserinnenkloster, gegründet im 12. Jahrhundert von Gräfin Hildegundis von Meer. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es von den Krefelder Seidenfabrikanten von der Leyen erworben und zum  Schloss umgebaut. Das "Teehäuschen" ist Bestandteil der früheren Schlossanlage. Heute ist das Gelände in Privatbesitz übergegangen.
  • Die Toreinfahrt zum Haus Meer wurde mit Genehmigung des jetzigen Eigentümers von der Meerbuscher Künstlerin Ilse Petry-Ambrosius umgestaltet und im Mai 2017 abgeschlossen.

Meerbusch Lank-Latum

Und weiter ging's nach Lank-Latum:

  • Teloy-Mühle (Denkmal 1981), 1822 von Bäcker Adolph Frangen aus Lank erbaut, seit 1863 von der Familie Ludwig Teloy gepachtet. Bei Stadtgründung wurde die marode Mühle gesichert, 1980 begannen die Wiederherstellungsarbeiten und im September 1981 wurde die sanierte Mühle für kulturelle Zwecke eröffnet.
  • Wasserturm (Denkmal seit 1981), 100 cbm Wasserinhalt, erbaut 1912 für die Westdeutschen Celluloidwerke Lank, weit sichtbares Wahrzeichen von Lank-Latum.
  • Forum Wasserturm/Theater, 1903 als Tanzsaal erbaut. 1988 entwarf der damalige Theaterregisseur Oliver Keymis ein Konzept für ein "Theater". Erst verworfen, 1990 dann doch wieder aufgenommen und 1994 eröffnet als "Forum Wasserturm" für Theater, Konzerte, Shows usw.
  • Jüdischer Friedhof (Denkmal 1981), Friedhofsanlage des 19. Jahrhunderts mit Grabsteinen teilweise aus Sandstein des 19. und 20. Jahrhunderts. Jedes Jahr am 9. November (Reichspogromnacht) wird hier am Mahnmal ein Zeichen gegen das Vergessen und für Toleranz gesetzt.
  • Kath. Pfarrkirche St. Stephanus (Denkmal 1981), erbaut zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Später mehrfach zerstört und erst Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Heute existiert vom romanischen Bau nur noch der Turm.
  • Gaststätte Fronhof (Denkmal 1981), zweigeschossiger Backsteinbau, erbaut 1758 und dokumentiert die alte Bebauung des "Marktplatzes". Der Bau trägt heute noch zur dörflichen Gestaltung des Marktplatzes bei.
  • Alter Marktplatz mit Marktbrunnen (Michael Franke), 1989 wurde der bronzene Marktbrunnen unter Bezug auf die Ortsgeschichte errichtet. Um den Brunnen herum stehen die Lank-Latumer originale Stina, Trina und Drickes. Die Körbe sind voll mit Spargel, Erdbeeren und sauren Kirschen und gehören zu dem Wappen des ehemaligen Amtes Lank.
  • Alte Weinschenke am Alten Markt (Denkmal 1981), Mitte der 1970er Jahre bis 2012 war das leer stehende Gebäude von Drago Babij in ein Restaurant umgebaut. Dann wurde es verkauft. Heute ist es wieder ein Gourmettempel mit "Crossover-Küche".
  • Schloss Pesch und Haus Gripswald wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Prinz und Herzog Engelbert von Arenberg gekauft. Heute ist Schloss Pesch in exklusive Eigentumswohnungen umgebaut.
  • Haus Gripswald, ist heutiger Wohnsitz der Familie von Heereman (Michaela Freifrau Heereman von Zuydtwyck, ist eine geborene zu Guttemberg).

Meerbusch Osterath

Und weiter ging's nach Osterath:

  • Osterather Kirchplatz mit Pfarrkirche St. Nikolaus, ältester Teil der Kirche ist der romanische Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert, der 1538 um ein Geschoss erhöht worden ist. Im "Dreißigjährigen Krieg" wurde die Kirche 1662 in Brand gesteckt und erst 1660 konnte das dreischiffige Langhaus wiederhergestellt werden.
  • Nikolausbrunnen von Wilhelm Hable wurde 1997 auf dem Osterather Kirchplatz errichtet. Die dargestellte Szene bezieht sich auf die Legende des Heiligen Nikolaus, die von zwei auf dem Fluss treibenden Kindern handelt, die er vor dem Ertrinken rettete.
  • Brüllsmühle, vorm. Turmwindmühle oder Osterather Mühle (Denkmal 1981), erbaut 1883. Im Jahr 1955 vom damaligen Kunststudenten Will Brüll gekauft. Restaurierung finanzierte er über Wettbewerbe für "Kunst am Bau". Später kaufte er Stallungen und Nebengebäude dazu. Nun hatte er genügend Platz für seine großen Stahlobjekte. Der Innenbereich der Mühle glich im Laufe der Jahrzehnte einer Galerie, bestückt mit Original-Grafiken unterschiedlicher Künstler. Leider ist Will Brüll 2019 im Alter von 96 Jahren verstorben. Aus der Gesamtanlage wurde eine Stiftung, die von der Stadt Meerbusch verwaltet wird.
  • Die Alte Dampfmühle, bis vor Kurzem Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter,
  • (Denkmal 1981). Im Jahr 1883 von Johann Abel zur Konkurrenz der ehemaligen Turmwindmühle erbaut und damit den damaligen Kirchenvorstand von der benachbarten Kirche St. Nikolaus verärgert, da der 25 Meter hohe Schornstein das Kirchenschiff überragte. Erst ca. 100 Jahre später zog das Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter hier ein. Leider wurde in diesem Jahr aus Altersgründen, (Konrad Mönter ist im 88. Lebensjahr) das Anwesen verkauft.

Nach über drei Stunden und mit unzähligen Informationen, die die Gruppe von Claudia Kuhs gehört hatte, war die "Kennenlerntour durch Meerbusch" beendet. Und Claudia Kuhs hatte sicherlich einiges ihrer "Stimmkraft" verloren.

Hier erhebt sich die Frage: Sind die acht ehemaligen selbstständigen Gemeinden bzw. Ämter nach 50 Jahren wirklich zu einer Stadt zusammengewachsen? Leider wird dies immer noch von vielen angezweifelt; viele fühlen sich eher noch wie Lanker, Osterather oder Büdericher denn als Meerbuscher.

Eine Anekdote muss ich aber noch berichten: In den 1920er Jahren gab es in dem noch heute existierenden Haus Bovert einen Tanzpavillon, wo sich Osterather und Büdericher zum Tanzen trafen. Spät am Abend gingen die Jugendlichen aus Büderich, manche schon frisch verliebt, durch den nächtlichen Meerer Busch. Das missfiel einem Missionar, der von den nächtlichen Umtrieben erfuhr. In seiner Predigt soll er den Satz gesagt haben: "Der Weg nach Osterath ist der Weg zur Hölle."

Stephanie Valentin

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