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Dienstag, 17. August 2021 22:54

Kosmopolitische Übungen mit Beuys

„Kosmopolitische Übungen mit Beuys“
Die Wirkung von Beuys‘ kreativem Widerstand bis in die Gegenwart

Anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys beschäftigt sich die Ausstellung in der Düsseldorfer Kunstsammlung mit dem Einfluss des Künstlers bis heute im politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Bereich und stellt zum Beispiel Beziehungen zu Aussagen Angela Davis‘, Bob Dylans, Edward Snowdens und Greta Thunbergs her.

Coronabedingt lud der Meerbuscher Kulturkreis am 4. August zu zwei Führungen in kleinen Gruppen ein, in denen anhand von Alltagsbeispielen versucht wurde, eine persönliche Betroffenheit der Teilnehmer zu wecken und die Aktualität der Denkrichtung Beuys‘ zu verdeutlichen: Humanitäre Umgestaltung der Gesellschaft und der Wirtschaft und Schutz des Klimas.

Mit der Aktion „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ auf der documenta 7 setzte Beuys 1982 seine Idee einer sozialen Plastik um: Viele arbeiten für die Gemeinschaft zusammen, Vergangenheit und Zukunft werden miteinander verbunden. Dies sollte ein symbolischer Anfang für die „Umgestaltung des gesamten Lebens und des gesamten ökologischen Raums“ werden. In diesem Sinne transformierte Mierle Ladermann Ukeles von 1990 bis 2021 in New York gemeinsam mit Bürgern eine Mülldeponie in eine Soziale Plastik um, nämlich einen Volkspark.

Beuys Forderung nach „direkter Demokratie durch Volksabstimmung“ bei der documenta 5 greift die Künstlerin Phyllida Barlow in einem Wald aus Fahnen-Skulpturen auf, der an einen Demonstrationszug erinnert.

Eindrucksvoll, aber auch befremdlich ist Beuys Aktion „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ von 1965. Sie beruht auf der Annahme, dass das Tier durch seinen Instinkt viel enger mit dem Wesenskern der Welt verbunden ist als der Mensch und sich ihm deshalb leichter annähern kann.
So lässt sich auch das Video „Coyote III“ von 1984 verstehen. Beuys war überzeugt, aus der Verbindung mit dem Tier könne ein „besserer“ Mensch entstehen. 2017 erprobte auch der britische Biologe und Tierarzt Charles Forster als Tier des Waldes zu leben, um mehr über sich als Mensch zu erfahren.

Die Ausstellung zeigt, dass der Künstler, der vor 100 Jahren in Krefeld zur Welt kam, noch heute einiges zu sagen hat.

Christa Ahrens-Wilke

 

 

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