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Ein Stadtteil im Wandel

Dass auch der Stadtteil Flingern (wie Derendorf) sein Gesicht verändert hat, erlebte eine 28-köpfige Gruppe am Dienstag, dem 07. Mai, während einer interessanten, unterhaltsamen und detaillierten Führung durch den Kunsthistoriker Klaus Siepmann.

Der Stadtteil gehörte früher zur Waldgrafschaft Flingern, erkennt man heute noch an den Namen der Straßen, zum Beispiel Acker-, Birken- und Platanenstraße. Während der Industrialisierung entwickelte sich der Stadtteil zu einem Arbeiterwohnviertel. In Flingern-Süd ist diese industrielle Struktur heute noch spürbar, während sich Flingern-Nord, auf das sich unser Spaziergang beschränkte, in den letzten Jahren zu einem Szene-Viertel entwickelte.

Unser Rundgang begann am Cranachplatz und führte zunächst zu der neugotischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt, einer typischen Stadtteilkirche, 1892 von dem Architekten C.C. Pickel erbaut und, da im 2. Weltkrieg stark beschädigt, in den 60ziger Jahren von G. Böhm neu gestaltet, u.a. mit einer originellen Decke.

Das nächste Ziel war der Euler Hof, eine Mehrfamilienwohnhaus-Bebauung der 1920ziger Jahre im Stil des Backsteinexpressionismus. Er steht seit 1983 unter Denkmalschutz. Der Name bezieht sich auf das hier bereits um 1850 bestehende Landhaus des Düsseldorfer Notars Joseph Euler. Hier fanden Sommerfeste mit illustren Gästen statt, unter ihnen auch Robert und Clara Schumann. Zur Zeit seiner Entstehung waren die Zwei- und Dreizimmerwohnungen des Euler Hofs fortschrittlich, denn sie besaßen ein WC und Wohnküchen und entsprachen damit dem damals angestrebten Neubaustandard und Wohnkomfort.

Der Hermannplatz, früher zubetoniert und ein sozialer Brennpunkt mit Bandenrivalitäten, bietet heute einen großzügigen, von Platanen beschatteten Spielplatz und einen wöchentlichen Bauernmarkt.

Aber die Architektur Flingerns ist immer noch „durchwachsen“: Neben idyllischen Hinterhöfen, netten Cafes, zum Beispiel dem „Hüftgold“ auf der Ackerstraße und dem „Oma Erika“ auf der Hermannstraße, hübsch renovierten Gründerzeitgebäuden, einigen teuren, luxuriösen Eigentumswohnungen gibt es auch unansehnlich Häuser aus den 50ziger/ 60ziger Jahren.

Das Besondere dieses Stadtteils, das einen Besuch lohnenswert und interessant macht, ist die kreative Vielfalt, die sich hier zeigt: Ehemalige Fabriken sind zu Galerien umgewandelt worden, zum Beispiel die Galerie Conrads und die Sammlung Philara. Eine Führung durch diese sich ständig erweiternde Ausstellung des Kunstsammlers Gil Bronner mit aktuell ca. 1300 Arbeiten zeitgenössischer Kunst wäre ein lohnendes Ziel für eine künftige MKK-Veranstaltung. In Flingern findet man außerdem hübsche, kleine Modeläden, in denen „frau“ sich die in den Schaufenstern ausgestellte Kleidung innerhalb einer Stunde in den hinten gelegenen Werkstätten schneidern lassen kann. Eine tolle Idee, wie ich finde, da die von uns getragene Kleidung doch meist weit entfernt z. B. in Südostasien gefertigt wird.

In „Flinse & Co“ in der Lindenstraße werden verpackungsfreie Waren bzw. Nachfüllprodukte verkauft, um Müll und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, und in „The Golden Rabbit“ auf der Ackerstraße erhält man Praktisches und Robustes für die Gartenarbeit.

Anschließend zog es die meisten Teilnehmer wegen des „Hüftgolds“ ins Cafe.

Christa Ahrens-Wilke

 

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