Artikel nach Datum gefiltert: Samstag, 10 August 2019

Der Meerbuscher Kulturkreis ist bekannt dafür, dass er Begegnungen mit Kunst, Musik, Literatur, Architektur etc. organisiert, aber ob der Besuch eines Friedhofs da nicht etwas aus dem Rahmen fällt?

Diese Frage mögen sich einige der Besucher vorab gestellt haben, die sich am 25. August 2018 am Eingang des Düsseldorfer Nordfriedhofs einfanden, um unter der Leitung des Kunsthistorikers Klaus Siepmann einen ca. zweistündigen Spaziergang über eben diesen Friedhof zu machen.

Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Alle eventuellen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Unternehmens lösten sich bereits in den ersten Minuten in Luft auf. Als "Friedhof hinter dem Tannenwäldchen" bereits im Jahr 1884 eröffnet, hat sich der heutige Nordfriedhof zu einem der schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands entwickelt. Mit einer Größe von ca. 70 Hektar und ca. 50.000 Grabstellen ist er außerdem die größte Ruhestätte Düsseldorfs; über 200.000 Personen sind dort bestattet. Man findet dort Grabmalkunst vergangener Jahrzehnte, aber auch moderne Gestaltungselemente. Namhafte Bildhauer aus dem In- und Ausland haben für den Nordfriedhof Grabmale geschaffen, darunter das Grabmal für die Familien Pfeiffer und Schieß von Friedrich Coubillier, dem Schöpfer der Tritonengruppe am Kö-Graben, oder das von Ernst Barlach geschaffene Grabmal für Louise Dumont-Lindemann.

Herr Siepmann erläuterte kenntnisreich und auf sehr interessante Weise zunächst den Aufbau des Friedhofs. In der Nähe des Haupteingangs befindet sich der rund 21 Hektar große älteste Friedhofsteil. Dieser wurde 1987 aufgrund einer Vielzahl erhaltenswerter Grabstätten zusammen mit der Friedhofskapelle unter Denkmalschutz gestellt. Den Mittelpunkt des denkmalgeschützten Bereichs bildet der sogenannte Millionenhügel, zugleich die höchste Erhebung des Friedhofsgeländes und Standort von besonders vielen architektonisch aufwändigen Grabanlagen.

Die Besucher waren sehr beeindruckt von den Gruften prominenter Familien wie der Industriellen Henkel, Haniel, Heye, Lueg, Poensgen, Bagel, Girardet, Trinkaus oder der Künstler Achenbach, Bendemann, Roeber und Tadeusz. Auch Gustav Lindemanns Grab und das der berühmten Johanna Ey durften nicht fehlen.

Der Rundgang war nicht nur kulturell ein Aha-Erlebnis, sondern auch für Naturliebhaber ein Vergnügen. In der über 100-jährigen Geschichte des Friedhofs haben die verschiedensten Auffassungen der Friedhofs- und Grabmalgestaltung ihren Ausdruck gefunden. Heute hat die grundlegende Idee eines grünen Friedhofs, zumal dieser jetzt in einem dicht besiedelten Stadtteil liegt, mehr denn je Bedeutung. Mehr als jede Parkanlage bietet der Düsseldorfer Nordfriedhof viele abgeschiedene und stille Bereiche, wo sich Tiere und Pflanzen ungestört entwickeln können.

Gisela Saßmannshausen

 

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