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Dienstag, 06. Juni 2017 21:24

MKK besucht Bonn - Beethoven und Kanzlerbungalow

MKK besucht die Bundesstadt Bonn -

"Auf den Spuren Beethovens" (geb. 1770 in Bonn - gest. 1827 in Wien) und Kanzlerbungalow

Das Flair der einstigen Bundeshauptstadt ist noch gut zu erkennen, nur fühlt es sich beschaulicher, fast schon familiär an. Bonn ist zwar nicht mehr Bundeshauptstadt (1949 - 1990) aber doch noch Bundesstadt, da Bonn immer noch 2. Regierungssitz ist! Ein feiner Unterschied! Und diese Stadt hat etwas ganz Besonderes, ich kann es gar nicht so genau definieren. Irgendwie strahlt Bonn Gemütlichkeit, Vertrautheit aus, und wenn man die Studenten beobachtet, die an diesem Samstagmorgen völlig entspannt in den Cafés im Freien am Münsterplatz sitzen, dann kann man mit fug und recht behaupten: In Bonn ist die Welt noch in Ordnung, und hier lässt es sich gut leben!

Fast einen ganzen Tag verbrachten 35 Teilnehmer in Bonn und genossen ein ausgefülltes Programm. Wir begannen mit einer Führung mit dem Titel "Auf den Spuren Beethovens". Da wir aber sehr detailliert und intensiv das Beethovenhaus kennenlernen durften, haben uns unsere beiden Stadtführerinnen neben Ludwig van Beethoven (LvB) viel von ihrer Stadt gezeigt und vorgestellt.

Bonn hat 318.000 Einwohner. Der Strukturwandel nach dem Regierungsumzug nach Berlin von Verwaltungs- zur Dienstleistungsstadt ist sehr erfolgreich. Bonn ist die einzige Stadt in Deutschland mit Institutionen wie die UNO (seit 1951) - 1000 internationale Mitarbeiter in 19 Sekretariaten. Und Bonn ist wichtige Konferenzstadt. Im November findet hier die Klimakonferenz statt.

Wir begannen die Führung am Hofgarten, früherer Schlossgarten des Kurfürstlichen Palais. Der Hofgarten war während der Regierungszeit bekannt für sehr große Demonstrationen, unter anderem gegen den NATO-Doppelbeschluss, Notstandsgesetze etc. Heute wird das Gelände ausschließlich von der Uni genutzt, die auch Eigentümerin ist. Weiter ging es zum ehemaligen Kurfürstlichen Palais, hier nach französischem Vorbild gebaut durch den Kölner Kurfürst Joseph Clemens, der vorletzte Wittelsbacher in Bonn (Bonn war Residenzstadt der Kölner Kurfürsten). In dem Theatersaal hat LvB mit der Hofkapelle gespielt. Seit 1818 ist das Palais das Hauptgebäude der Bonner Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Es folgte die Kreuzkirche, die größte evangelische Kirche in Bonn und Umgebung, errichtet durch die Preußen, die bekanntlich evangelisch waren. Wir bewunderten den Kaiserplatz mit barocker Sichtachse Universität - Poppelsdorfer Schloss, ebenfalls Spielstätte LvB; heute auch Universität. Dahinter der berühmte Botanische Garten der Uni, wo bald wieder der Titanwurz blüht. Im Poppelsdorfer Schloss werden im Sommer die bekannten Freilichtkonzerte, die "Poppelsdorfer Konzerte" aufgeführt. Es folgt der Münsterplatz mit der Münsterbasilika, eine ehemalige Stiftskirche des Cassius-Stifts. Bauzeit 1040 - 1240 im rheinischen Übergangsstil, d.h. romanischer Baustil wird ergänzt um gotische Elemente. Nach der Privatschule des Lehrers Ropertz in der Rathausgasse besuchte LvB die öffentliche Lateinschule des St. Cassius-Stifts. Die Trivialschule für Jungen befand sich im Kapitelhaus an der Südseite des Kreuzgangs des Bonner Münsters. Später spielte der junge Beethoven als stellvertretender Hoforganist auch an der Münsterorgel. Hier am Münsterplatz erinnert das Beethoven-Denkmal an den großen Sohn der Stadt. "Musikalisch interessierte Kreise" stifteten 1845 aus Anlass zu Ludwig van Beethovens 75. Geburtstag das von Ernst Hähnel geschaffene Denkmal, dessen Hauptsponsor Franz Liszt war. An der Einweihung nahmen der preußische König Friedrich Wilhelm IV., Königin Victoria von England und Alexander von Humboldt teil. Außerdem wurde ein dreitägiges Musikfest zu Ehren Beethovens veranstaltet, das erste Beethovenfest.

Auf unserem weiteren Spaziergang durch die City passierten wir das Sterntor, eigentlich ein Nepptor, da an anderer Stelle errichtet und kaum noch etwas mit dem Original zu tun hat. Jetzt erreichten wir die Sternstraße mit ihren schmalen, hohen und sehr tiefen Häusern. Heute ist sie die Einkaufsstraße in Bonn mit vielen kleineren und geselligen Läden. Bonn nimmt für sich in Anspruch, die größte zusammenhängende Fußgängerzone in der Bundesrepublik zu haben. Und so langsam kommen wir zu den Höhepunkten: Der Marktplatz mit dem Alten Rathaus im spätbarocken/Rokoko-Stil mit einer vergoldeten Freitreppe. Hier handelt es sich um die gleiche Architektur wie das bekannte Brühler Schloss. Im Jahr 2009 wurde es grundlegend saniert. Nachdem Bonn 1949 Bundeshauptstadt geworden war, wurde es Stätte historischer Ansprachen und Staatsbesuche. Schon am 12. September 1949 trat Theodor Heuss dort vor die Bonner, um seine gerade gewonnene Bundespräsidentenwahl zu feiern. 1962 hielt der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und 1963 US-Präsident John F. Kennedy Begrüßungsansprachen. Am 13. Juni 1989 jubelten die Bonner dort dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow zu. Alle Staatsoberhäupter trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Bonn ein.

Das Rathaus war auch Sitz der Lese- und Erholungsgesellschaft, wo LvB mit den revolutionären Schriften aus Frankreich in Kontakt kam. Diese Phase hat ihn sehr geprägt. Die letzte Etappe führte die Gruppe dann durch die Wenzelsgasse und Friedrichstraße mit Porträts berühmter Bonner Persönlichkeiten wie Gottlob Neefe, Orgellehrer von LvB, bis hin zum Beethovenhaus in der Bonngasse. Hier wurde LvB 1770 geboren. Dies ist das einzige noch erhaltene Haus in Bonn, in dem die Familie van Beethoven gelebt hat. Heute ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Museum, Gedenkstätte, Wissenschaftszentrum, Digitales Beethovenhaus und Kammermusiksaal.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Frau Becker und Frau Löffelsender für ihre eloquente und lebhafte Präsentation "ihrer" Stadt, für die sie beide viel Herzblut zeigten.

Nach dem zweistündigen Rundgang durch Bonns City fuhren wir mit unserem BRINGS-Bus zur Bundeskunstmeile, um dort unsere wohlverdiente Mittagspause einzulegen. Bei sonnigem Wetter konnten wir sogar "outdoor" speisen und relaxen.

Gestärkt ging es dann um 15 Uhr auf einen geführten 90-minütigen Rundgang durch den Kanzlerbungalow.

Der Architekt Sep Ruf gestaltete 1963/64 zwei quadratische, gegeneinander versetzt angeordnete, verschieden große eingeschossige Atriumsbauten. Der größere Teil ist repräsentativen Zwecken vorbehalten. Er verfügt neben der Eingangs- und Empfangshalle über ein Arbeitszimmer, einen großen Empfangsraum, einen Speiseraum, die Küche sowie ein Familienesszimmer, das zum Wohn- und Schlaftrakt überleitet. Die Raumkonstruktion ist variabel und erlaubt Durchblicke. Schiebe- und Versenkwände machen flexible Raumkombinationen möglich. So können beispielsweise ein Musikzimmer und eine Kamindiele abgetrennt werden.

Der kleinere Teil umfasst die Privaträume des Kanzlers. Hierzu gehören jeweils Ankleideraum-, Schlafatrium mit sehr kleinem Schwimmbassin, Arbeitsecke und Bad. Für die Kanzlerfamilie Helmut Kohl waren die Privaträume zu klein. Weiterhin sind dort drei Dienstbotenzimmer mit Teeküche, zwei Gästezimmer, ein privater Wohnraum und der Personalaufenthaltsraum am Übergang zur Küche untergebracht.

Die Gesamtbaukosten betrugen rund 2,3 Millionen Deutsche Mark.

Am 12. November 1964 übergab Bundesschatzminister Werner Dollinger Ludwig Erhard als erster Kanzler in diesem Bungalow die Schlüssel. In seiner Ansprache bekannte sich Erhard uneingeschränkt zur Architektur des Bungalows: "Sie sehen hier das Haus so gebaut (…) in der Ausstattung, in der Anordnung, wie es dem Wesen meiner Frau und mir gemäß ist." Nach Ludwig Erhard nutzten den Kanzlerbungalow die Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt (acht Jahre) Helmut Kohl (fast 17 Jahre). Bis auf Willy Brandt und Gerhard Schröder, die das Gebäude nur für repräsentative Veranstaltungen, Empfänge und Gespräche nutzten, haben alle Kanzler hier ihren Bonner Wohnsitz gehabt.

Die Materialien sind im Zeitgeist entsprechend edel und schlicht. Fußböden und Terrassen sind in Travertin gefliest, die Decken mit brasilianischer Kiefer abgehängt. Die Ausstattung, die der Architekt auch bei den Möbeln - zum Beispiel bei dem Entwurf von Lampen mit Leinengewebe, Pergament oder Japanrinde und Tischen aus Glas und Metall - maßgeblich gestaltete, wurde durch die verschiedenen Bewohner verändert und ergänzt.

Im Zuge der verschärften Sicherheitsmaßnahmen während der Bedrohung durch die RAF wurde 1977 eine Panzerglasfront vor die Terrasse gesetzt. Diese sollte einen eventuellen Beschuss vom rechtsrheinischen Ufer aus abwehren.

Zwischen 2007 und 2009 sanierte und restaurierte die Wüstenrot-Stiftung den Kanzlerbungalow. Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland richtete eine kleine Dauerausstellung im Kanzlerbungalow ein und bietet neben Gruppenführungen auch Lesungen und Konzerte an.

Da die beiden Führungen zeitversetzt stattfanden, hatte die erste Gruppe nun noch die Möglichkeit, den wunderbaren Tipp der Führerin aufzugreifen. In der 17. Etage des Marriott-Hotels direkt in unmittelbarer Nachbarschaft genoss sie auf der Dachterrasse des Hotel-Cafés bei einer Erfrischung einen großartigen Rundblick über Bonn und dem Rhein.

Die Resonanz auf den Besuch des Kanzlerbungalows war schon im Vorfeld so groß, dass es eine Wiederholung im 2. Halbjahr 2017 geben wird.

Mein Lob und mein Dank gehen abschließend an alle 35 Teilnehmer, an die zwei engagierten Stadtführerinnen und die beiden sehr eloquenten Damen, die uns durch den Kanzlerbungalow geführt haben. Und nicht zu vergessen auch an unseren umsichtigen und freundlichen Busfahrer.

Steffi Valentin

 

 

 

 

 

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