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Sonntag, 22. Dezember 2019 23:25

MKK-Tagesausflugs nach Remagen am 26. Oktober 2019

MKK besucht den Bahnhof Rolandseck mit dem Arp-Museum und die Kirche St. Apollinaris in Remagen

Einen rundum gelungenen „goldenen“ Oktobertag erlebten die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des MKK-Tagesausflugs nach Remagen am 26. Oktober 2019. Bei sonnigem Herbstwetter ging es morgens um halb neun in Meerbusch los und nach problemloser Fahrt erreichte der Bus den berühmten Bahnhof Rolandseck.

Warum besucht der MKK einen Bahnhof? wird sich mancher Leser vielleicht fragen.

Die Antwort lautet: Erstens weil das Empfangsgebäude dieses Bahnhofs als bedeutendes Kulturdenkmal der rheinischen Kunstgeschichte und des frühen deutschen Eisenbahnbaus gilt und zweitens, weil es seit 2007 Teil des „Arp Museums Bahnhof Rolandseck“ ist. Dieser Bahnhof, benannt nach dem Remagener Stadtteil Rolandseck, wurde nach zweijähriger Bauzeit 1858 fertiggestellt. Er sollte möglichst nah am Rhein liegen, um ein bequemes Umsteigen auf Dampfschiffe zu ermöglichen. Außerdem wurde das Gebäude so ausgestaltet, dass man darin „Gesellschaftsversammlungen“, gemeint sind auch Konzerte, Feiern und Feste, durchführen konnte. Denn Rolandseck war zu dieser Zeit ein Inbegriff rheinischer Romantik.

Und so wurde der Bahnhof Rolandseck denn auch zum Treffpunkt der prominenten Gesellschaft des Kaiserreichs: Königin Victoria von Großbritannien, Kaiser Wilhelm II., aber auch Schriftsteller wie Friedrich Nietzsche und Musiker wie Johannes Brahms gehörten zu den Besuchern der Feste und Konzerte im Bahnhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude nicht mehr bewirtschaftet. Es gab sogar Pläne, die „überdimensionierten“ Räume abreißen zu lassen. Dies verhinderte jedoch der Galerist und Kunstsammler Johannes Wasmuth, der 1964 auf der Suche nach einem Ort, der geeignet war, um als Wohnung, Galerie und Atelier für Künstler zu dienen, auf den Bahnhof stieß, der sich in einem ruinösen Zustand befand.

Wasmuth gelang es, den Bahnhof zu einem Zentrum kulturellen Lebens zu machen. Die Namen Hans Arp, Oskar Kokoschka, Günther Uecker, Stefan Askenase, Yehudi Menuhin, Hans Richter, Martha Argerich, Martin Walser und Marcel Marceau stehen stellvertretend für viele andere. Nach dem Tod von Johannes Wasmuth 1997 endete erst einmal das kulturelle Leben im Bahnhof.

Dies änderte sich 10 Jahre später, am 28. September 2007. An diesem Tag wurde das Arp Museum Bahnhof Rolandseck eröffnet. Das Museum setzt sich aus dem oben beschriebenen klassizistischen Bahnhofsgebäude und dem „harmonisch“(Zitat Meier) in die Natur eingefügten Neubau des amerikanischen Architekten Richard Meier zusammen. Insgesamt besitzt es vier Ausstellungsebenen, die mit wechselnden Präsentationen bespielt werden. Im Zentrum stehen die Kunst von Hans Arp und von Sophie Taeuber-Arp. In Sonderausstellungen werden Skulpturen und Malereien zeitgenössischer Künstler gezeigt.

Aktuell konnten die Teilnehmer des Ausflugs 53 Werke (Leinwandarbeiten, Keramiken und Lichtinstallationen) des Zero-Künstlers Otto Piene (1928-2014) betrachten, die im Dialog mit Werken von Lucio Fontana standen, dem italienischen Avantgardekünstler, dem Piene viel zu verdanken hatte.

Als Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO 1958 in Düsseldorf zählt Otto Piene zu den Protagonisten der internationalen Abstraktion nach 1945. Die bei der Gründung der Gruppe „ZERO“ vorherrschende Idee war ein von der Ebene „Null“ ausgehender kompletter Neubeginn in der Malerei und die Einbeziehung von Licht (und Schatten) sowie – für Piene – auch von Feuer in das künstlerische Schaffen. Konkret bedeutet das, dass Piene Ölbilder und Keramiken mit Feuer behandelte, um neue Oberflächenstrukturen zu erzielen. Damit überschritt er traditionelle Werkgrenzen und gelangte zu einer neuen, sinnlichen Erfahrung von Licht und Raum. In vielen seiner Werke verwendet Piene den Kreis. Er versteht ihn als ein Symbol für die Unendlichkeit des Raums. Diese Symbolik führt Piene weiter in Bezügen zum Kosmos, dem Firmament und den Gestirnen. Konkret erlebbar ist diese Theorie im „Lichtraum (Jena)“ von 2007. Diesen Lichtraum können die Besucher tatsächlich betreten und sich von den vielfältigen Lichteindrücken, die an Wänden und Decke erscheinen und wieder verschwinden, bezaubern lassen. Bezaubernd fanden die Besucher auch den „Paris Star“, einen meterhohen aufblasbaren weißen Stern, der durch ein großes Fenster im Museum betrachtet werden konnte.

Mindestens ebenso beeindruckend wie die Ausstellung ist das Museumsgebäude, das der amerikanische Stararchitekt Richard Meier entworfen hat: ein architektonisches Kunstwerk in strahlendem Weiß, das den Besucher mit immer wieder neuen Ein-, Durch- und Ausblicken überrascht.

Architektonische Schönheit begegnete den Besuchern auch beim Mittagessen: Das Museumsbistro „interieur no. 253“ befindet sich nämlich im ehemaligen Festsaal des Bahnhofs und selbst die sanitären Anlagen sind künstlerisch gestaltet. Von der Außenterrasse hat man einen herrlichen Blick auf den Rhein sowie auf das Siebengebirge und den Drachenfels.

 Nach der Mittagspause stand die Besichtigung der Remagener Wallfahrtskirche St. Apollinaris auf dem Programm. Eine lediglich zehnminütige Busfahrt brachte die Gruppe zur Kirche, die etwa 40 m über dem Rhein auf einer Anhöhe liegt, die heute Apollinarisberg heißt.  Obwohl die Kirche nicht so aussieht, ist sie dennoch vergleichsweise jung: Sie wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaut.

Die erste Kirche an dieser Stelle stammt wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert. Im 13. Jh. gelangten wahrscheinlich die Reliquien des heiligen Apollinaris von Ravenna auf den Berg. Noch heute steht der Sarkophag mit der Hauptreliquie in der Krypta der Kirche.

Dass die Kirche so aussieht, wie sie heute besichtigt werden kann, ist dem Freiherrn Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim zu verdanken. Er ließ die vorhandene, baufällige Kirche abreißen und durch eine neue ersetzen, die 1857 geweiht wurde. Der Architekt erhielt den Auftrag, eine neugotische Kirche mit möglichst vielen Wandflächen zu errichten, denn diese sollten mit Fresken verziert werden, wie es auch geschah. Fast zehn Jahre lang arbeiteten Maler, die zur Gruppe der Nazarener gehörten, jeweils im Sommerhalbjahr an den 69 Bildern mit etwa 580 Figuren. Es entstand ein Gesamtkunstwerk, das auch heute noch einmalig ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch eine V2, die in der Nähe einschlug, teilweise zerstört. Erste Reparaturen wurden ab 1947 ausgeführt, ab 1985 wurde sie immer wieder umfangreich renoviert.

Noch heute ist die Apollinariskirche jedes Jahr Ziel einer zweiwöchigen Wallfahrt, die ihren Ursprung im 13. Jahrhundert hat. Es kommen z.B. Pilger aus Köln (Kirche St. Georg) und aus Auenheim. Letztere kommen seit dem Jahr 1630 bis heute, seit 2008 auch wieder zu Fuß. Zu den Blütezeiten kamen bis zu 100.000 Pilger, im Jahr 2014 wurden in der Wallfahrtszeit (19. Juli bis 3. August) rund 12.000 Gottesdienstteilnehmer gezählt.

Mit einem kleinen Spaziergang durch die Gartenanlagen der Kirche und einem herrlichen Blick über den Rhein endete die Führung und es ging per Bus zurück nach Meerbusch.

Steffi Valentin, die diese Tagestour geplant hatte, konnte leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen, wurde aber mit Hilfe von Handy-Nachrichten und -Fotos auf dem Laufenden gehalten.

Gisela Saßmannshausen

 

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