Interview mit Anne Burbulla, Leiterin der Musikschule Meerbusch am 22.10.2024, geführt von Monika Zehmisch
Frau Burbulla, wann kamen Sie zur Musikschule Meerbusch und welche berufliche Laufbahn hatten Sie davor?
Ich kam 2010, also vor 14 Jahren, zur Musikschule Meerbusch. Zuvor war ich 11 Jahre Leiterin einer kleineren Musikschule in Oberschwaben. Ich bin in Willich aufgewachsen und habe an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf Querflöte und Klavier studiert mit den Abschlüssen „Instrumentalpädagogik“ und „Künstlerische Abschlussprüfung“. Danach ging es erstmal für 10 Jahre an die Musikschule der Stadt Ratingen. Ich bin also so richtig in das umfangreiche Aufgabengebiet reingewachsen.
Wie nah können Sie der Musik als Musikschulleiterin neben ihren Managementaufgaben noch sein?
Ich habe mir die Nähe zur Musik immer bewahrt. So unterrichte ich bis heute noch immer selbst Querflöte und begleite Schüler zu „Jugend musiziert“.
Außerdem bin ich freiberuflich als Flötistin aktiv und werde, zum Beispiel mit Chören zusammen, engagiert. Wir organisieren außerdem auch Dozentenkonzerte innerhalb der Musikschule und ich begleite meine Schüler oft am Klavier.
Was können Sie uns über das Kollegium an der Musikschule berichten?
Wir haben mittlerweile 38 Kollegen und Kolleginnen, die übrigens seit dem 01.10.2024 alle festangestellt sind. Stolz sind wir auf unsere nationale Vielfalt, denn in unserem Kollegium sind 11 Nationalitäten vertreten.
In den letzten Jahren sind viele ältere Kollegen in den Ruhestand gegangen, so dass ein Generationenwechsel stattgefunden hat. Mit diesem verjüngten Kollegium konnten auch neue Ideen und Projekte realisiert werden.
Übrigens gibt es auch bei uns inzwischen einen Fachkräftemangel, insbesondere im Bereich der Elementarpädagogik.
Welche Altersstruktur hat das Angebot der Musikschule Meerbusch?
Der Schwerpunkt liegt bei Kindern und Jugendlichen vom Babyalter bis zum Abitur. Dies liegt in der Natur der Dinge, da die Politik insbesondere Kinder und Jugendliche im Blick hat, also Familienförderung betreibt. Aber natürlich haben wir Angebote für alle Altersklassen.
Wie haben sich die Unterrichtsinhalte im Laufe der Zeit verändert?
Schwerpunkt unserer Musikschularbeit ist der klassische Instrumental- und Vokalunterricht. Doch wir entwickeln uns auch im Bereich der Popularmusik weiter. So haben wir mehrere Bands und ein Tonstudio, in dem wir Musikproduktionen erstellen können. Die Finanzierung des Tonstudios ist durch unseren Förderverein möglich gewesen.
Bei der Präsentation unserer Angebote setzen wir zunehmend auf Videos. Auf unserer Website, in der Mediathek sowie auf YouTube veröffentlichen wir unsere Videoproduktionen und Konzertmitschnitte.
Welche Projekte hat die Musikschule initiiert?
Wir haben viele innovative Projekt ins Leben gerufen. Da gibt es beispielsweise die „SingPause“. Hier handelt es sich um ein niedrigschwelliges Musikalisierungsprogramm, das mittlerweile in allen 8 Grundschulen in Meerbusch installiert ist. Herr Krones hat dies vor vielen Jahren bereits initiiert und lange Zeit organisiert. Nach der „Ward-Methode“ von Justine Ward gehen wir zweimal wöchentlich für 20 Minuten innerhalb der Unterrichtzeit in die Grundschulen und fördern das Gespür für Rhythmus sowie die Stimm- und Gehörbildung. So wecken wir bereits im Grundschulalter Freude und Begeisterung für das Singen und Musizieren und fördern die kulturelle Vielfalt. Einmal im Jahr findet ein schulübergreifendes Konzert statt. Thema des nächsten Jahres wird „Europa‘ sein.
Weiterhin haben wir Kooperationen mit Kitas und wir sind bei Städtepartnerschaften aktiv. So hatten wir letztes Jahr beispielsweise Besuch einer Musikschulgruppe aus dem ukrainischen Fastiv mit gemeinsamen Konzerten. In diesem Jahr sind wir mit einer Schülergruppe nach Fouesnant gereist zu einem Austauschtreffen mit der dortigen Musikschule.
Wir gehen außerdem in den Ganztagsbereich der Grundschulen und stellen Instrumente vor.
Ein besonderes Projekt ist unser „Talentförderprogramm“. Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 18 Jahren mit besonderem Interesse oder entsprechender Begabung werden umfassend in ihrer musikalischen Ausbildung gefördert. Dieses Programm wird begleitet durch Workshops, beispielsweise mit Bühnentraining oder Besuchen der Deutschen Oper am Rhein. Auch hier unterstützt der Förderverein.
Gibt es besondere Talente, die die Musikschule hervorgebracht hat?
Wir können sehr stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler sein. Zahlreiche Schüler und Schülerinnen der Meerbuscher Musikschule sind Profi-Musiker geworden. Einige ehemalige Schüler sind auch als Lehrkräfte an die Musikschule zurückgekehrt. Und es geht zum Glück immer weiter.
Beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ hat unser Schüler Anton Rütten an der Trompete den 1. Preis gewonnen. Shiyan Gu, Begleitung am Klavier, gewann den 2. Preis.
Valerie Rütten an der Tuba und Laura Zimmer am Klavier haben den 3. Platz erreicht.
Wo kann man die Schüler und Talente der Musikschule Meerbusch erleben?
Wir sind immer sehr aktiv in Meerbusch unterwegs und nutzen gerne Gelegenheiten für Auftritte. Es gibt jährlich ca. 70 bis 90 Konzerte und Veranstaltungen, bei denen Schülerinnen und Schüler ihr Können präsentieren. So waren wir vor ein paar Wochen auch beim Gesundheitstag in Lank dabei und im Rahmen der Literaturtage gab es ein „Dozentenkonzert“ im Forum Wasserturm. Auf unserer Website unter „Aktuelles“ veröffentlichen wir unsere Termine.
Vielen Dank für das Interview, Frau Burbulla und weiterhin viel Erfolg mit der Musikschule Meerbusch.
Die langfristige Kooperation zwischen Musikschule und MKK
Die Kooperation des MKK mit der Musikschule Meerbusch existiert seit über 40 Jahren. Zahlreiche gemeinsame Projekte und Konzerte wurden gemeinsam initiiert und vom MKK finanziell gefördert. So erinnern wir uns gerne an die Partnerschaft mit der Stadt Kaustinen (Finnland) mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen. Weiterhin hat der MKK beispielsweise die Plastik „Kontrabass“ von Reimund Franke, die vor der Musikschule in Strümp steht, finanziert.
Ingrid Kuntze gründete 1967 die Musikschule Osterath, die später mit der Musikschule Büderich zusammengelegt und 1970 im Zuge der kommunalen Neugliederung zur Städtischen Musikschule Meerbusch wurde. Diese leitete sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1995.
1980 gehörte Ingrid Kuntze zu den Gründungsmitgliedern des Meerbuscher Kulturkreises und engagierte sich dort für Kunst und Kultur. Auch hier kümmerte sie sich besonders um die Nachwuchsförderung von jungen Musikern.
Monika Zehmisch