Kulturkreis Meerbusch

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Montag, 30. November 2020 18:59

Mit Heine im Sinn durch Düsseldorf

Geführter Spaziergang mit Brigitte Salem auf den Spuren von Harry Heine

Heinrich Heine – oder besser Harry Heine, wie seine Eltern ihn ursprünglich nannten und wie er bis zu seiner Taufe 1825 hieß – verbrachte seine ersten 18 Lebensjahre in Düsseldorf. Er hat die enge Verbundenheit mit seiner Heimatstadt vielfach literarisch verarbeitet.

Eine Corona-bedingt kleine Gruppe von 15 Personen lernte am 24.09.2020 und 06.10.2020 unter der Leitung von Brigitte Salem einige der Häuser und Orte kennen, die für den berühmtesten Sohn Düsseldorfs von Bedeutung waren: Das Geburtshaus in der Bolkerstraße, das Haus des Onkels Simon van Geldern in der Mertensgasse, die Max-Schule in der Citadellstraße sowie weitere Straßen und Plätze, die im Folgenden erwähnt werden.

Heinrich Heine war der älteste Sohn des jüdischen Tuchhändlers Samson Heine und dessen Frau Betty, geborene van Geldern. Er wurde (wahrscheinlich) am 13. Dezember 1797 im Hintergebäude des Hauses Bolkerstraße 53, im Herzen der heutigen Altstadt, geboren. Der Familientradition folgend, sollte Harry einen kaufmännischen Beruf ergreifen, ihn zog es jedoch schon früh zur Literatur.

Auf dem Dachboden der „Arche Noah“, wie das Haus seines Onkels Simon in der Mertensgasse auch genannt wurde, stöberte er gerne in der großen Bibliothek des gleichnamigen Großonkels, den man auch den „Morgenländer“ nannte, weil er bis in den Orient gereist war. Der kleine Harry las mit Begeisterung dessen Tagebücher, die von einem ganz und gar phantastischen Leben berichteten.

Fasziniert hat ihn auch der Tambour Le Grand, der während eines Teils der der „Franzosenzeit“ (1794 – 1815) im Elternhaus einquartiert war. Er lernte von ihm u.a. die Trommelsignale kennen, die im Kampf benutzt wurden und hat ihm im „Buch Le Grand“ ein Denkmal gesetzt.

Der Vorname Harry geht übrigens auf einen Geschäftsfreund des Vaters zurück und machte dem kleinen Jungen in der Schule schwer zu schaffen: die Mitschüler hänselten ihn deswegen.

Napoleons Code Civil erlaubte Heine, eine christliche Schule zu besuchen, und so ging er ab 1804 in die städt. Grundschule (heute Max-Schule an der Citadellstraße) und 1810 in die Vorbereitungsklasse des Düsseldorfer Lyzeums, des heutigen Görres-Gymnasiums. Wir wissen, dass er häufig Prügel von verschiedenen Lehrern bezog, vor allem weil er alles andere als lernwillig oder gar brav war. Einerseits wird berichtet, dass er eine Klasse übersprungen haben soll, andererseits verließ er das Lyzeum 1814 ohne Abschluss.

Der Mutter war wichtig, dass ihr Sohn Karriere machte. In ihren Augen gehörte dazu, dass er Geige spielen und tanzen lernte. Was Harry davon hielt, zeigen zwei Anekdoten. Die eine berichtet davon, dass die Mutter ganz verzückt dem Geigenspiel ihres Sohnes lauschte, bis sie dahinter kam, dass es der Geigenlehrer war, der da spielte. Die zweite sagt, dass Harry den Tanzlehrer aus dem Fenster geworfen habe. Wie der „rosenlaunige“ Vater darauf reagiert hat, ist nicht überliefert.

Der Heine-Spaziergang führte über den Schlossplatz zum Marktplatz, wo noch heute die imposante Statue des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, liebevoll Jan Wellem genannt, auf dem Pferd zu sehen ist. Dort spielte Heine gerne und erkletterte auch das Denkmal des Landesvaters.

Auf der Berger Straße machte Frau Salem auf ein Bodendenkmal aufmerksam, das im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten und sicherlich oft übersehen wird:  Heines Erkenntnis „Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt.“ ist in einige der Pflastersteine eingraviert. Wer es weiß, der sieht es auch.

Der Weg der Gruppe führte vorbei am Heine-Institut, dessen Fassade Loreley-Textfahnen zieren, und endete am Schwanenmarkt vor dem Heine-Denkmal von Bert Gerresheim, das 1981 eingeweiht wurde.

Das Werk von Gerresheim, auch  „gespaltener Heine“ genannt, war wegen der unkonventionellen Darstellung anfangs sehr umstritten. Man könnte es als ein „Fragemal“ bezeichnen, denn es wirft mehr Fragen auf als es Antworten gibt; es zeigt vor allem den „zerrissenen“ Heine.

Dieser ging selbst davon aus, nach seinem Tod in Düsseldorf durch ein Denkmal geehrt zu werden. In einem Brief an seinen Bruder Max schrieb er am 29. August 1837: „Ich werde wahrscheinlich die Zahl jener edelsten und größten Männer Deutschlands vermehren, die mit gebrochenem Herzen und zerrissenem Rock ins Grab steigen. In Düsseldorf wird mir dann wohl ein Monument gesetzt werden.“

Er hatte recht.

Gisela Saßmannshausen

 

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