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Rückblick auf das 19. und 20. Jahrhundert - Ausblick auf die Zukunft.

Eine Tagesfahrt hätte nicht kontrastreicher sein können als diese:

Am Samstag, 21. März, pünktlich um 10 Uhr starteten 41 Teilnehmer – es waren auch einige Nichtmitglieder dabei – in Richtung Ruhrgebiet. Erste Anlaufstelle war das LVR-Industriemuseum in Oberhausen. Hier wurden die Besucher in die Entwicklung und den Alltag des 19. und 20. Jahrhunderts mit Millionen von Arbeitern und Tausenden Schloten und Maschinen geführt. Und hier erlebten die Meerbuscher Aufstieg, Blütezeit und Krise des Ruhrgebietes. Die Ausstellung „Schwerindustrie“ in der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg erzählt über die Männer und Frauen, die in der Eisen- und Stahlindustrie „malochten“, über die Macht der Industriebarone und über eine Region, die sich in wenigen Jahrzehnten vom Ackerland in das größte Industriezentrum der Welt verwandelte.

Im August 1997 eröffnete die Zinkfabrik Altenberg als einer der Schauplätze des LVR-Industriemuseums ihre Tore für Besucher und erläutert seitdem mit einer Ausstellung in der Walzhalle auf mehr als 3000 Quadratmetern die Geschichte der Schwerindustrie an Rhein und Ruhr. Im Foyer greift die Dauerausstellung zunächst die Geschichte der Zinkfabrik Altenberg auf. Hier wurde Zink zu Zinkblechen ausgewalzt und weiterverarbeitet. In der Folge vermittelten über 1500 Exponate, teilweise schwergewichtige Objekte wie ein zehn Meter hoher Dampfhammer, eine Kruppsche Dampflok der Baureihe 50, Kokillen, Walzen und Dampfmaschinen ein eindrucksvolles Bild der Schwerindustrie, von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert über ihre Blüte bis hin zum Niedergang schwerindustrieller Konzerne und dem Strukturwandel der Gegenwart.

Nach einem stärkenden Imbiss im Museumscafé, wo zwei emsige Damen mit Liebe viele Brötchenhälften belegt und Kuchen vorbereitet hatten, begaben sich die Teilnehmer auf eine Zeitreise in die 1950er Jahre und besuchten die Ausstellung „An Rhein, Ruhr und Sieg“ des Künstlers Hans Paul Gestermann (1903 – 1989), die sich thematisch großartig in die Umgebung des LVR-Industriemuseums einfügte. An dieser Stelle sollte das Geheimnis gelüftet werden, dass Hans Paul Gestermann der Vater von Ingrid Kuntze, der Organisatorin dieser Kulturfahrt, MKK-Gründungsmitglied, Vorstands- und Beiratsmitglied, ist. Sie hatte auf Anfrage des Museums die Industrie-Aquarelle ihres Vaters zur Verfügung gestellt und war maßgeblich mit am Aufbau der Ausstellung beteiligt. Hans Paul Gestermann, ein Diplom-Volkswirt, lebte seine künstlerische Leidenschaft nebenberuflich aus. Auf seinen Geschäftsreisen an Rhein und Ruhr sammelte der Künstler Motive, die ihn interessierten, hielt sie im Aquarell fest – direkt in der freien Landschaft – oder auch im Skizzenblock, den er immer mit sich führte: Brücken, Werkshallen, Fördergerüste, Hochhäuser, den Duisburger Hafen und Baustellen. In seinen Bildern schwingen Aufbruchstimmung, Aufschwung und Wirtschaftswunder mit.

Im Museum und auch in der Ausstellung hörte man hier und da Reaktionen der Teilnehmer wie zum Beispiel großartig, faszinierend, unglaublich, sehr sehenswert, das war ein interessanter Tag.

Doch das sollte ja noch nicht alles sein. Die Meerbuscher verließen Oberhausen und hatten im Bus die willkommene Möglichkeit, sich ein wenig auszuruhen, um dann den letzten Programmpunkt des Tages noch zu erleben.: Die Astronomie-Show „Faszinierendes Weltall“ im Bochumer Zeiss Planetarium. Das Planetarium wurde 1964 errichtet und gehört seit dieser Zeit zu den modernsten Einrichtungen dieser Art weltweit. Am 4. Mai 2010 wurde das Gebäude nach einer vier-monatigen Umbauphase neu eröffnet. Unter der Kuppel mit einem Durchmesser von 20 Metern haben etwa 260 Personen Platz.

Die Meerbuscher Besucher erlebten eine Planetarium-Show zu einer atemberaubenden Reise durch den Kosmos, die von der Erde bis zum Rand des beobachtbaren Universums führt. Fantastische Flüge und grandiose Bilder zeigen das Universum: Unsere Heimat, die Erde, erscheint wie eine Oase des Lebens auf dem samtschwarzen Hintergrund des Alls. Die Besucher erleben die Geschwister der Erde, die Planeten, die mit der Erde zusammen ihre Bahn um die Sonne ziehen, die mächtigen Canyons des Mars’, die Vulkanlandschaft des Jupitermonds, das Ringsystem des Saturn, das Reich der Sterne. Die Besucher lernen die Nachbarsterne aus der Nähe kennen und werden Zeuge, wie die Sonne zum Stern unter Sternen wird und bald darauf in den Weiten der Milchstraße verschwindet. Weiter geht die Fahrt durch riesige Sternenstädte, Sternhaufen, die vor Milliarden von Lichtjahren entstanden, als das Universum noch jung war. Ein überwältigendes Erlebnis.

Erwähnt werden muss auch der exklusive Soundtrack. Er wurde komponiert und arrangiert von Tim Heinrich mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg.

Fazit: Tief beeindruckt von allem, was der heutige Tag geboten hat, traten die Meerbuscher gegen 17.30 Uhr die Heimreise an. Die Glücklichste von allen war mit Sicherheit die Organisatorin, Ingrid Kuntze. Ihr gilt unser Dank.

Steffi Valentin

Freigegeben in Neues vom MKK
Dienstag, 12. August 2014 02:00

Kulturfahrt zum Gut Heimendahl und Kloster Kamp

Der Samstag, 9. August, fing gar nicht gut an: Der gebuchte Bus aus Willich erreichte aufgrund eines Staus den ersten Haltepunkt am Dr.-Franz-Schütz-Platz mit einer mehr als halbstündigen Verspätung.47 Teilnehmer waren davon betroffen und wahrhaftig nicht glücklich darüber. Aber auch die Organisatoren nicht, denn das Tagesprogramm war dicht gedrängt. Doch mit dem Wetter hatten wir großes Glück. Es schien die Sonne und die sollte uns auch den ganzen Tag treu bleiben.

Der erste Stopp galt dem Gut Heimendahl in Kempen mit dem denkmalgeschützten Haus Bockdorf www.gut-heimendahl.de. Das Gut wird erstmalig 1358 urkundlich erwähnt und gehörte in den vergangenen Jahrhunderten Kempener und Krefelder Familien. Haus Bockdorf, 1880 für den Geheimen Kommerzienrat Hugo Alexander von Heimendahl aus Krefeld umgebaut, ist heute ein vielseitiger Gutsbetrieb mit 100 ha Land, der versucht, mit interessanten Betriebszweigen die heutige schwierige Situation in der Landwirtschaft zu bewältigen. Für den Erhalt der Kulturlandschaft in Feld, Wiese und Wald setzt sich die Familie Heimendahl seit über 100 Jahren ein.

Samstag ist Suppentag auf dem historischen Hof! Und so wurde die Gruppe erst einmal in der rustikalen Spinnstube mit einer köstlichen Minestrone verwöhnt. Das tat gut! Bis zur Führung war dann noch Zeit genug, um sich ein wenig umzusehen. Der Hofladen erfreute sich bei den Teilnehmern großer Beliebtheit. Dort gibt es alles zu kaufen, was der Hof hergibt. Da gute Kontakte zu befreundeten Gutsbetrieben in der Eifel und im Sauerland bestehen, gibt es erlesenes Hochwild wie Hirsch, Reh und Wildschwein zu kaufen, aber auch frischen Landwein und Trester von einem befreundeten Weingut an der Saar und in Burgund.

Zum Abschluss des Besuches erfolgte eine halbstündige Führung über die Hofanlage durch Herrn v. Heimendahl. Ursprünglich waren 60 Minuten vorgesehen, doch die Weiterfahrt nach Kamp-Lintfort musste pünktlich um 13 Uhr erfolgen, da für 13.30 Uhr zwei parallele Klosterführungen durch die Kloster Kamp-Anlage gebucht waren.

Kloster Kamp ist das älteste Zisterzienserkloster im deutsch-sprachigen Raum, www.kloster-kamp.de.

Wegen mehrerer Trauungen musste für die Führungen durch die Abteikirche eine festgesetzte Zeit eingehalten werden. Aber es blieb genügend Zeit, die dreischiffige Abteikirche, die 46 m lang, 15 m breit und 13 m hoch ist, in Ruhe zu betrachten und viele Informationen dank der ehrenamtlichen Kirchenführerin bzw. des ehrenamtlichen Kirchenführers mitzunehmen. Interessant war für die Meerbuscher Besucher, dass zwei Arbeiten in der Abteikirche Werke von Michael Franke sind; Bildhauer aus Erkelenz, der aber ursprünglich aus Meerbusch stammt und zu einer bekannten Meerbuscher Künstlerfamilie gehört: Einmal ist es der untere Teil des Altars (die Altarplatte stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert und wurde bei Grabungsarbeiten in der Kirche gefunden), in dem in einer Nische die Reliquie der Heiligen Agatha aufbewahrt wird, ein Schädelknochen der frühchristlichen Märtyrerin. Das zweite Kunstwerk von Michael Franke ist ein „Ambo“ oder „Lesepult“.

Die Kirche besticht durch ihre Schlichtheit, die wunderschönen spitzbogigen Fenster mit einfacher Verglasung ohne sakralen Charakter (nur das Hauptfenster vorn im Chorraum hebt sich von allen anderen Fenstern geringfügig ab) lassen das Kircheninnere im hellen Licht erscheinen.

Im nordöstlichen Teil der Kirche schließt sich an die ehemalige Sakristei die um 1714 gebaute sechseckige Marienkapelle an. Bemerkenswert hier sind die Gemälde. Sie stammen alle aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Gegenüber der Klosterkirche befindet sich das Museum Kloster Kamp. Es wurde erst 1987 gegründet, um die Jahrhundert alte Geschichte der Abtei Kamp zu dokumentieren.

Die Führung endete schließlich in dem einmalig schönen Terrassengarten.

Die Terrassenanlagen von Kloster Kamp und Sanssouci weisen eine große Ähnlichkeit auf. Oft wird behauptet, Kamp habe Sanssouci kopiert. Das ist aufgrund der Erstellungsdaten aber nicht möglich. Mit dem Bau der Gartenanlagen in Kamp wurde um 1740 begonnen, Baubeginn in Sanssouci war erst 1744. Umgekehrt ist aber möglich, dass Kamp eine Vorlage für Sanssouci war. Friedrich II bereiste vom 29.08 bis 14.09.1740 den Niederrhein und fuhr von Moers nach Schloss Moyland. Dabei ist er mit aller Wahrscheinlichkeit an Kloster Kamp vorbeigekommen und konnte von dem Bauprojekt Anregungen mitnehmen.

1986 begann die Stadt Kamp-Lintfort – nach dem Vorbild eines Kupferstichs von 1747 -, den barocken Terrassengarten neu aufzubauen. Nach fast fünfjähriger Bauzeit wurde der neue Terrassengarten 1990 mit einem Festakt in der Abteikirche eröffnet und zieht seitdem viele Besucher an, die sich an der wundervollen Anlage erfreuen. Die Pflege und Unterhaltung der Anlagen liegen in den Händen der Gartenverwaltung der Stadt Kamp-Lintfort.

Eine Besucherin machte eine traurige Feststellung: In vielen Buchs-Beeteinfassungen waren auch hier Spuren der Buchs-zerstörenden Zünslerraupe aus Asien zu entdecken. Experten behaupten, dass diese Raupe in den nächsten Jahren alle Buchsanlagen zerstören könnte. Das wäre eine traurige Wende für all die zauberhaften barocken Gartenanlagen.

Doch nun zu einem weiteren Highlight des Tages: Die zwei modern gestalteten Orangerien sind immer wieder ein Anziehungspunkt in dieser Kloster Kamp-Terrassengartenanlage. Während in der östlichen Orangerie die Geschichte von Kloster und Terrassengarten erläutert wird, finden während des Sommers in der westlichen Orangerie von der Stadt Kamp-Lintfort organisierte Ausstellungen statt. Und genau die Orangerie war das letzte Ziel der Gruppe. Dieser Besuch hatte schon fast familiären Charakter, denn hier konnten die Teilnehmer die Kunstwerke der ebenfalls anwesenden Meerbuscher Künstlerin Ilse Petry-Ambrosius bewundern. Unter dem Thema „Tropenwelten und Farbklänge“ sind ihre Acrylbilder, Farbradierungen und Federzeichnungen entstanden. Ludwig Petry, Ehemann der Künstlerin, gab eine umfassende Einführung in die Ausstellung. Die Arbeiten sind nach mehreren Südamerika-Reisen entstanden. Es sind künstlerische Auseinandersetzungen mit Formen und Farben der dortigen Flora und Fauna. Die Orangerie bietet für diese Ausstellung einen bezaubernden Rahmen: Orangerie und Bilder stehen in Farben und Themen in einer großen Harmonie zueinander. Sehr beeindruckt von dieser Ausstellung verließen die Meerbuscher Besucher die Orangerie, um sich entweder noch auf eigene Faust in den berühmten Kräutergarten zu begeben oder sich die verdiente Erholung im Klostercafé zu gönnen. Dort bestand die Möglichkeit, im Café oder auch im Garten unter einem großen Sonnenschirm bei Kaffee und köstlichem Kuchen den Besuch ausklingen zu lassen, bevor der Bus dann um 18.30 Uhr wieder nach Meerbusch zurückfuhr.

So mancher der Teilnehmer äußerte den festen Entschluss, beide Ziele dieser Kulturfahrt  – Gut Heimendahl und Kloster Kamp -  unbedingt einmal wieder zu besuchen. Schön, dann kann ich nur sagen: „Man sieht sich!“

Stefanie Valentin
Pressesprecherin
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