Artikel nach Datum gefiltert: Mittwoch, 02 August 2017

Nach frühem Start am Montag in Meerbusch und ruhiger Busfahrt erreichte die 30-köpfige Reisegruppe um ca. 11.30 Uhr das H+Hotel in der Altstadt Bremens. Es blieb also vor dem ersten Programmpunkt noch Zeit, um einen kleinen Spaziergang über den Marktplatz zu
machen, den Roland zu bewundern und sich im Angesicht des Rathauses zu stärken.

Um 14 Uhr begann die Stadtführung mit der Besichtigung des Rathauses, das gemeinsam mit dem Roland UNESCO Weltkulturerbe ist. Wir besuchten die festliche Obere Rathaushalle, die früher wie heute für traditionsreiche Veranstaltungen, prominenten Besuch, Kultur und Politik genutzt wird. Darin eingebettet liegt ein kleines Zimmer, die Güldenkammer, ein Prunkraum mit wertvollen Verzierungen und Ornamenten des Jugendstilkünstlers Heinrich Vogeler.

Unser Spaziergang durch die Altstadt führte u.a. zur Bremer Liebfrauenkirche mit farbkräftigen Buntglasfenstern (1966 bis 1973) des französischen Künstlers Alfred Manessier, durch die Böttcherstraße mit dem Haus Atlantis, dessen Fassade 1930/31 nach Entwürfen von Ewald Mataré gestaltet wurde und natürlich in das Schnoorviertel , wo viele nach der Führung nicht widerstehen konnten und in einem der einladenden Cafés des malerischen Viertels ein Eis oder ein Stück Kuchen genossen, obwohl wir für 19 Uhr im historischen Ratskeller angemeldet waren. Dort saßen wir zwischen Prunkfässern aus dem 18. Jahrhundert in einem Gewölbe, das von 20 Säulen getragen wird und das Fundament des 1405 gebauten Alten Rathauses darstellt. Die meisten speisten Deftiges aus buten un binnen.

Da wir die Weser bisher noch nicht von Nahem gesehen hatten, folgte ein kleiner Verdauungsspaziergang auf der historischen Uferpromenade an der Weser, der Schlachte, Bremens maritimer Meile mit schicken Restaurants und Bars. Am Dienstagmorgen fuhren wir bei herrlichem Wetter durch die reizvolle Landschaft der Hammeniederung nach Worpswede. Bei einem geführten Rundgang suchten wir einige Orte auf, um die Entwicklung des Dorfes zur Künstlerkolonie nachvollziehen zu können.

Wir begannen beim Kaufhaus Stolte, das eine zweihundertjährige Tradition aufweist. Aus der Kaufmannsfamilie Stolte stammte Emilie (Mimi) Stolte; ihr ist es zu verdanken, dass Worpswede vom unbedeutenden Moordorf zur weltbekannten Künstlerkolonie aufstieg. Fritz Mackensen lernte Mimi, die Nichte seiner Wirtin, 1884 während seines Studiums an der Düsseldorfer Akademie kennen. Sie schwärmte dem damals 18-jährigen Kunststudenten begeistert von ihrer Heimat Worpswede im Teufelsmoor vor. Er folgte ihrer Einladung in den damals kunsthistorisch unbedeutenden Ort. Auch Mackensen war begeistert und so kam er ab 1889 zu einem Aufenthalt auf Dauer und gründete zusammen mit Hans am Ende und Otto Modersohn die Künstlerkolonie Worpswede. Weiter spazierten wir am heutigen Rathaus, einem 200 Jahre alten Bauernhaus vorbei, in dem wir von Heinrich Vogeler entworfene Jugendstil-Möbel mit handgeschnitzten Tulpenmotiven bewunderten.

Eindrucksvoll war die Besichtigung der Zionskirche auf dem Weyerberg, 1757 – 1759 erbaut, und des schön gelegenen und gestalteten Friedhofs. Es handelt sich um eine schlichte Saalkirche. Beachtenswert sind Engelsputten, die eher wie niedliche Säuglinge aussehen, unter der Emporendecke und Blumenornamente in den Zwickeln der Säulen auf den Emporen. Dies sind „Strafarbeiten“ der damaligen Kunstschülerinnen Clara Rilke-Westhoff und Paula Modersohn-Becker , die verbotenerweise die Kirchenglocken geläutet hatten, was als Feueralarm missdeutet worden war.

Eine sich an der Außenwand der Kirche befindende Reproduktion des großformatigen Bildes Gottesdienst im Moor von Fritz Mackensen aus dem Jahre 1895 wurde eingehend betrachtet und erläutert. Auf dem Friedhof befindet sich der Grabstein der 1907 früh verstorbenen Paula Modersohn- Becker. Er wurde von Bernhard Hoetger entworfen und von der Dorfbevölkerung zunächst abgelehnt, da er eine halbentblößte, lebensgroße Frauengestalt darstellt, auf deren Schoß ein kleines, nacktes Kind sitzt. Hoetger wollte damit dem Schicksal Modersohn-Beckers Ausdruck verleihen.
Abschließend besuchten wir das Museum Große Kunstschau, das zusammen mit dem Kaffee Worpswede ein Backstein-Ensemble bildet und ebenfalls von Bernhard Hoetger gestaltet wurde.

Die Große Kunstschau beheimatet die berühmtesten Gemälde der ersten Worpsweder Malergeneration; detailliert wurde das berühmte Bild Das Konzert erläutert. Auf diesem stellte Heinrich Vogeler u.a. seine erste Frau Martha vor dem Barkenhoff dar. Nach der Führung spazierte ein Teil der Gruppe zum Barkenhoff , einem von Vogeler entworfenen, beeindruckenden Gebäude des Jugendstils, der damals den Mittelpunk der Künstlerbewegung bildete. Im Garten sitzt man idyllisch, aber leider gab es für uns nur ein Getränk und keinen Kuchen.
Gerne wären wir noch etwas länger in diesem netten Ort geblieben, um durch die reizenden, kleinen Geschäfte zu bummeln. Hierzu blieb leider (bzw. Gott sei Dank, denn zumindest meine Schränke sind schon übervoll) keine Zeit und wir eilten zum nächsten Höhepunkt des Tages, einem Besuch im Airbus Defence and Space. Bei der spannenden Führung erhielten wir Einblicke in die Produktion von Weltraumstationen und Raketen und konnten den Nachbau des Columbus-Moduls begehen.

Eindrucksvoll rollte der Airbus Beluga, ein Transportflugzeug mit dem weltweit größten Frachtraum, an unserem Bus vorbei. Bevor wir den letzten Programmpunkt des Tages, ein Konzert mit Stefanie Golisch in der Waldbühne des Bürgerparks, erleben durften, stand uns eine Irrfahrt durch das von Baustellen teilweise blockierte Bremen bevor. Alle waren verzweifelt, nur unser Busfahrer, Herr Schornstein, behielt die Ruhe und meisterte die Situation dank seiner Fahrkunst. Frau Golisch, eine Mezzosopranistin mit viel Charme und Ausstrahlung, präsentierte neben bekannten Liedern von Lale Andersen auch Erläuterungen über Lales aufregendes Leben. Am nächsten Tag wartete Bremerhaven auf uns. Alternativ nahmen wir an einer Führung durchs Auswandererhaus oder durchs Klimahaus teil. Entlang des 8. Längengrades reisten wir im Klimahaus über fünf Kontinente u.a. nach Sardinien, in die Wüste, in den tropischen Regenwald, in die Antarktis und nach Samoa. Wir spürten die unterschiedlichen Temperaturen und Klimaverhältnisse und erfuhren, wie das jeweils vorherrschende Klima und die Klimaveränderungen das Leben auf der Erde beeinflussen.
Beeindruckt erlebten wir zum Beispiel auf Sardinien die Bedrohung durch einen Waldbrand akustisch, visuell und olfaktorisch.

Bei der Führung durch das Deutsche Auswandererhaus erfuhren wir detailliert, welche Strapazen die Menschen auf sich genommen haben, die vor mehr als 100 Jahren die Auswanderung aus Deutschland wagten. Wir erlebten quasi die einzelnen Stationen der gefährlichen Reise in die USA mit, wobei uns die extremen Bedingungen der Schiffsüberfahrt über den Atlantik sowie die Hürden, die nach der Ankunft in Ellis Island (Insel vor New York) zu überwinden waren, um offiziell in die USA einreisen zu dürfen, besonders beeindruckten. Die sich an die Mittagspause anschließende Rundfahrt durch den Überseehafen Bremerhavens bot neben Aussichten und Informationen über riesige Schiffe, Autoverladeplätze und Werften auch etwas Erholung. Abends trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant Beck’s in’n Schnoor und vertieften im Gespräch u.a. neue Bekanntschaften, die sich während der Reise entwickelt
hatten.

Am letzten Tag stand früh ein Besuch der Kaffeerösterei August Münchhausen auf dem Programm. Die Führung begann mit der Verkostung von Kaffeesorten aus verschiedenen Anbaugebieten. Anschließend erlebten wir, wie sich das unvergleichbare Kaffeearoma während des traditionellen Langröstverfahrens herausbildet. Frau Dr. Münchhausen-Prüße, die Tochter des Firmengründers August Münchhausen, schilderte uns anschaulich die wechselvolle 70jährige Firmengeschichte. Schwere Zeiten erlebte die Firma während des Zweiten Weltkrieges, denn alle Warenbestände wurden bei Kriegsausbruch konfisziert und die Produktion musste auf Kaffeeersatz umstellen. In den Wirtfschaftswunderjahren nahm die Nachfrage nach hochwertigen Arabica-Kaffees deutlich zu und der Kaffeehandel erfuhr eine neue Belebung. Die in den 70er Jahren einsetzende Konzentration der Kaffeeröster, der ruinöse Preiskampf und das damit einhergehende Sterben kleiner Manufakturen traf auch die Kaffeerösterei Münchhausen hart. Da Herr Münchhausen aber zu diesem Zeitpunkt schon im Rentenalter war, machte er seinen Beruf zum Hobby, bis er im Jahr 2003 im Alter von 93 Jahren starb. Heute betreiben seine Tochter und seine Enkelin die letzte traditionelle Kaffeerösterei Bremens. Nachdem wir gegen 11.30 Uhr unsere Hotelzimmer geräumt und die Koffer im Bus verstaut hatten, besuchte der größte Teil der Gruppe die Bremer Kunsthalle und nahm an einer sehr informativen und humorvollen Führung durch eine kleine Auguste-Rodin-Ausstellung anlässlich
seines 100. Todesjahres teil. Im Vergleich mit Plastiken seiner Schüler und seiner Muse Camille Claudel erhielten wir Einblick in das Neue und Revolutionäre seiner Kunst. Mit ihm begann das Zeitalter der modernen Plastik und Skulptur. Das anhaltend warme und trockene Wetter gestattete uns anschließend noch eine Mittagspause im Freien, so dass wir bei unserer Rückfahrt nach Meerbusch durch strömenden Regen zufrieden feststellten: Auch mit dem Wetter haben wir bei unserer abwechslungsreichen Reise nach Bremen Glück gehabt.

Freigegeben in Neues vom MKK

Besuch der Skulpturenhalle der Thomas Schütte Stiftung und einer Ausstellung von Paloma Varga Weisz am 22. Juli 2017

Der Weg war uns fast vertraut, denn die Skulpturenhalle der Thomas Schütte Stiftung liegt zwischen dem Gelände des Museums Insel Hombroich, dem Kirkebey-Feld, der ehemaligen Raketenstation und der Langen Foundation.

Modelle für imaginäre Bauten gehörten zu Schüttes frühen Tätigkeitsfeldern, doch blieben sie fiktive Bilder. Mit der Skulpturenhalle entstand der bisher größte Bau, ausgehend von der Idee einer Streichholzschachtel mit einem Kartoffelchip als Dach. Der Zweck, eine Ausstellungshalle zur Präsentation eigener Werke aber auch skulpturaler Fremdkunst und die Kellergeschosse zur Einlagerung der eigenen Werke, wenn sie denn nicht ausgestellt sind. (Wohin damit). Frau Dr. Margot Klütsch hat uns mit all diesen Einzelheiten vertraut gemacht, aufmerksam auch auf die geniale Architektur der Halle, eine überdimensionierte Skulptur.

Auch die ungarisch-deutsche Künstlerin Paloma Varga-Weisz - kommend aus der Holzbildhauerei - hat die Halle mit Skulpturen bespielt. Die zunächst betrachteten kleinen Tierfiguren haben menschliche Züge mit leicht hintersinnigen Veränderungen. Die großen Arbeiten machen bei längerem Betrachten sehr nachdenklich und hinterlassen ein Gefühl der Schwere. Da die Familiengeschichte der Künstlerin im zweiten Weltkrieg von Leid geprägt war, wirken die Arbeiten wie durch ein Trauma der zweiten Generation gezeichnet.

Die klassische Moderne ist den meisten von uns sehr vertraut. Nach diesem Nachmittag bleibt viel Nachdenkliches zurück. Ein Ausstellungsbesuch der anderen Art.

Freigegeben in Neues vom MKK

50 Jahre Meerbusch

Aktuelle Termine

Newsletter

Mit dem kostenlosen NEWSLETTER des Meerbuscher Kulturkreises bleiben Sie immer auf dem Laufenden!
captcha 

Kalender

« August 2017 »
Mo Di Mi Do Fr Sa So
  1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31      

Finde uns auf Facebook