Kulturkreis Meerbusch

Anzeige der Artikel nach Schlagwörtern: melaten kolumba

Den Auftakt zum neuen Programm 2. Halbjahr 2017 machte der Besuch des Melaten-Friedhofes und des Erzbischöflichen Museums Kolumba am 15. Juli. Melaten, wie der Kölner seinen Friedhof liebevoll nennt, ist die Heimat von über 55.000 Ruhestätten von Prominenten aus Politik, Wirtschaft, Adel, Kultur, Film & Theater und last not least aus dem Kölner Brauchtum. Der 435000 m² große Friedhof ist von der Anzahl der Grabstätten der größte städtische Friedhof.

Der Name „Melaten“ rührt von dem bereits im 12. Jahrhundert an dieser Stelle nachgewiesenen Heim für Kranke (Lepra) und Aussätzige. 1243 wurde der „hoff to Malaten“ (Hof zu Melaten) erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Gestaltung des Friedhofes wurde Ferdinand Franz Wallraf beauftragt, der sich den Pariser Friedhof Père Lachaise zum Vorbild nahm. Geweiht wurde der Melaten-Friedhof schließlich im Jahr 1810 durch Dompfarrer Michael Joseph Dumont. Er erlebte im Laufe der Geschichte mehrfach Zerstörungen. Die durch Wallraf (1809) und Vincenz Statz (1850) instandgesetzte ehemalige Kapelle des Leprosenheimes wurde 1942 vernichtet und 1952 vereinfacht wiederhergestellt. Die schlimmsten Verwüstungen richteten am 30. und 31. Oktober 1944 Fliegerbomben an.

38 MKK-Mitglieder und Gäste waren begeistert und einfach hin und weg von Günter Leitner, ein Kölner Urgestein durch und durch. Wir waren alle total fasziniert von seiner enthusiastischen, humorvollen und sehr eloquenten Führung, dass wir auch nach zwei Stunden  gerne noch mehr gehört hätten. Günter Leitner kennt jedes Promigrab und er weiß genau, wo es liegt.   Nur mit den Flurbezifferungen hat er so seine Schwierigkeiten. Aber das tut nichts zur Sache!

Es würde hier den Rahmen sprengen, über jedes von ihm vorgestellte Grab zu schreiben. Doch einige Prominenten-Gräber, an die ich mich besonders gut erinnere, seien hier erwähnt:

Grabstätte der Familie Otto Wolff von Amerongen (Wirtschaft/Industrie) - siehe Bildergalerie

Grabstätte der Familie Oppenheim (Bankier) - siehe Bildergalerie

Bankier und Stifter des Rautenstrauch-Joest-Museums (1879 - 1956)

Gemeinsame Grabstätte Franz Ferdinand Wallraf (1748 - 1824) und

Johann Heinrich Richartz (1795 - 1861). Wallraff vermachte seine bedeutende

Kunstsammlung der Stadt Köln, Richartz war der Stifter des Museumsgebäudes.

Peter Josef Früh (Brauereibesitzer)

Gerhard Jussenhoven (Komponist vieler kölsche Lieder) - siehe Bildergalerie

Hans-Gert Kierdorf (Urgestein der Prinzen-Garde Köln) mit einer

mannshohen Figur  vom "Möde Funk" mit Pfeife nach unten und ohne Brille

(siehe Bildergalerie)

Dr. Guido Westerwelle (Politik) - siehe Bildergalerie

Dirk Bach (Schauspieler) - siehe Bildergalerie

In der folgenden Fotogalerie sind noch weitere Gräber Prominenter zu sehen.

Beeindruckt waren alle Teilnehmer von den Bestattungsgärten, eine neue Bestattungsform (Bauerngarten, Rosengarten).

Und da wir nur einen kleinen Teil des Melaten mit seinen vielen Grabstätten von Prominenten jeglicher Couleur kennen gelernt haben, plane ich fürs kommende Jahr einen weiteren Besuch mit unserem exzellenten  Melaten-Experten Günter Leitner, dann eventuell auch wieder in Verbindung mit dem Kolumba oder einem anderen Kölner Museum.

Nach dem Besuch des Melaten fuhren wir mit dem BRINGS-Bus in die Innenstadt und hatten dort Zeit für eine individuelle Nachmittagspause bis zur Führung  um 16.00 Uhr durch die Ausstellung "Me in a no-time state" im Kolumba-Museum.

Angenehm ist in diesem Museum, dass bei Gruppenführungen der Zugang für die Öffentlichkeit nicht möglich ist. Wir hatten also das wundervolle Gebäude fast für uns allein.

In zwei Gruppen lernten wir die zehnte Jahresausstellung im Kunstmuseum des Erzbistums Köln kennen. Sie spannt einen weiten Bogen zur Untersuchung von Individualität und Menschsein. Jeder neuzeitliche Kunstbegriff unterstellt die Einzigartigkeit der individuellen schöpferischen Leistung. Bereits im Mittelalter galt der "artifex" als herausgehobene Künstlerpersönlichkeit, die aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten zur Innovation befähigt war. Mit der spätmittelalterlichen Werksgruppe der "Vier Gekrönten" liefert die Museumssammlung den Anlass dazu. Denn das spektakuläre Ergebnis einer siebenjährigen Restaurierung zeigt deren erhaltene Originalfassung als brillanten Beleg einer detailreichen Individuation.

Man erlebt in erschreckender Weise, wie die Identifikation des Subjekts mit Geld und Macht immer stärkere soziale Missstände produziert, wie Gewalt und Korruption den Zusammenhalt der Gesellschaften zerstören, wie grundlegende Werte wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz in Frage gestellt und eingeschränkt werden. Was prägt das Individuum, was bestimmt sein Handeln? Ist die äußere Erscheinung maßgeblich, etwa in Kleidung und Schmuck, sind es die Dinge, das Auto, der Klingelton des Handys? Welche Bedeutung haben Kultur und Sprache. Auf all diese Fragen hatte die Ausstellung eine Antwort.

Fazit: Es war eine sehr anspruchsvolle Ausstellung, die allerdings nicht bei allen Teilnehmern so viel Begeisterung wie der Melaten-Friedhof ausgelöst hat.

Kurz noch eine Anmerkung zum Gebäude selbst: 1943 und 1945 war die fünfschiffige spätgotische Kirche St. Kolumba im Zentrum von Köln bis auf einige Umfassungsmauern zerstört worden. Unversehrt blieb eine Madonnastatue, die für die Bewohner der zerbombten Stadt zum Hoffnungssymbol wurde. Sie war Kristallisationskeim für den Bau der kleinen Kapelle “Madonna in den Trümmern” von Gottfried Böhm, die der beauftragte Architekt Peter Zumthor seinem Neubau kurzerhand einverleibte und sie einhauste. Er bezog sich damit auf ein Konzept des „Weiterbauens“, das historische Details nicht herausarbeitet, sondern sie integriert. Zehn Jahre lang hat Peter Zumthor an dem Ende 2007 vollendeten Projekt gearbeitet und aus den Ruinen einen stimmigen Ort für alte christliche und moderne Kunst geschaffen.

Am Ende waren alle Teilnehmer hoch zufrieden mit dem gesamten Tagesprogramm.

Steffi Valentin

Freigegeben in Neues vom MKK

50 Jahre Meerbusch

Aktuelle Termine

Newsletter

Mit dem kostenlosen NEWSLETTER des Meerbuscher Kulturkreises bleiben Sie immer auf dem Laufenden!
captcha 

Kalender

« April 2024 »
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30          

Finde uns auf Facebook