Kulturkreis Meerbusch

Donnerstag, 16. November 2017 21:36

MKK in Madrid - Kunst, Kultur, Tradition und Moderne

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Kunst, Kultur, Tradition und Moderne
Eine Reise des MKK nach Madrid – in ein gespaltenes Land

Strahlend blauer Himmel, um die 30 Grad – diese geradezu hochsommerlichen Temperaturen genoss eine 36köpfige Reisegruppe des Meerbuscher Kulturkreises Anfang Oktober in der spanischen Hauptstadt Madrid und Umgebung.

Angekommen am Tag vor der Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens geriet sie bei einer Stadtrundfahrt durch Madrid in eine Massendemonstration der Madrider Bevölkerung. Überall rot-gelb-rot gestreifte Fahnen: man demonstrierte für die Einheit Spaniens. Die aktuelle politische Lage bewegte auch die kompetenten einheimischen Reiseführer immer wieder und so erhielt die Gruppe nicht nur intensive Einblicke in die spanische Geschichte, sondern auch in die Probleme der Gegenwart. Zunächst jedoch musste der Hunger gestillt werden und dazu besuchte man das „Museo del Jamón“. Wer jedoch geglaubt hatte, dass man sich nun in einem Museum befinde, wurde angenehm enttäuscht: in dieser Restaurantkette lernte die Gruppe nicht nur den wohlschmeckenden spanischen Schinken und Käse kennen, sondern weitere spanische Köstlichkeiten, unter anderem gebackene Calamares. An die späten spanischen Essenszeiten sollte man sich bald gewöhnen.

Am darauffolgenden Tag ging die Fahrt in das romantische, mittelalterliche Städtchen Chinchon, dessen chinesisch anmutender Name von „Christos“ abgeleitet ist. Enge Gassen schützen etwas vor der Sonnenhitze und leiten die Besucher zum berühmten, kreisrunden Marktplatz, der zu einer Stierkampfarena umgebaut war. Der Platz ist von dreistöckigen Häusern mit Arkaden und den für Kastilien typischen Holzbalkonen umgeben, die, so der einheimische Reiseleiter, von der Stadt (und nicht etwa von den Hauseigentümern!) an die Besucher der Stierkämpfe vermietet werden.

Weiter ging es nach Aranjuez, heute UNESCO-Weltkulturerbe und seit dem 16. Jahrhundert die Sommerresidenz der Könige von Spanien. Dort lernte die Gruppe den prächtigen Königspalast und die berühmten Gärten kennen. Es schloss sich der Besuch einer Bodega an, wo nicht nur der riesige Weinkeller besichtigt, sondern auch zwei Weine aus der Region verkostet wurden.

Der dritte Tag war ganz Madrid gewidmet. Im Palacio Real, dem königlichen Palast aus dem 18. Jahrhundert, der von der jetzigen Königsfamilie jedoch nicht bewohnt wird, konnten neben dem Thronsaal die verschwenderisch ausgestatteten Privatgemächer Karls III. besichtigt werden. Es schloss sich der Besuch des Prado an, des weltberühmten Museums, das neben Skulpturen, Zeichnungen, Münzen etc. vor allem über 3200 Gemälde beherbergt. Die ganze Reise hätte nicht ausgereicht, um alle dort ausgestellten Werke zu bewundern. Deshalb konzentrierte sich die Gruppe auf die sehr beeindruckenden Gemälde von Velasquez und Goya.

Der nächste Tag stand im Zeichen des Besuches der Kathedrale „Santa Maria La Real de la Almundena“, die mittelalterlich aussieht, aber neueren Datums ist: sie wurde am 15. Juni 1993 von Papst Johannes Paul II. geweiht. Anschließend ging es in die Sammlung Thyssen-Bornemisza, die bei vielen Kunstkennern als eine der wichtigsten privaten Kunstsammlungen der Welt angesehen wird. Sie war zunächst in Lausanne untergebracht, wurde dann nach Mailand verlagert und schließlich vom spanischen Staat für rund 400 Millionen Euro zum größten Teil gekauft. Diese herrliche, etwa 800 Gemälde umfassende Sammlung veranschaulicht sieben Jahrhunderte künstlerischen Schaffens, beginnend mit mittelalterlicher Sakralkunst und endend mit modernen Werken, z.B. von Picasso und Roy Lichtenstein.

Der vierte Tag führte die MKK-Gruppe per Bus nach Toledo, der früheren Hauptstadt Spaniens (natürlich auch ein UNESCO-Weltkulturerbe). Nicht nur die einmalige Lage auf einem Felsenhügel, sondern auch ein Rundgang durch das Labyrinth der engen Gassen dieser Stadt faszinierten alle Teilnehmer. Die Kathedrale, die ehemalige Synagoge und das Franziskanerkloster San Juan de los Reyes zogen die Besucher in ihren Bann.

Der letzte Tag war dem Besuch der Klosterresidenz San Lorenzo de El Escorial gewidmet. Der gigantische Bau aus dem 16. Jh., in dem heute noch immer Mönche leben, die beeindruckende Bibliothek mit Büchern, die vor 1000 und mehr Jahren geschrieben wurden, die Katakomben mit Marmorsärgen für die Mitglieder des Königshauses und die als Pantheon bezeichnete Krypta unter der Kirche, wo die meisten spanischen Könige bestattet sind, hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Besonders nachdenklich wurden die Besucher, als die sehr professionellen örtlichen Reiseführer berichteten, dass die Toten zunächst 30 Jahre in einem „Warteraum“ in Zinksärgen liegen, bevor ihre Gebeine „für die Ewigkeit“ ihre endgültige Ruhestätte in Marmorsärgen finden.

Es war eine anstrengende, aber sehr beeindruckende Reise, in der nicht nur die spanische Geschichte und Kunst bewundert werden konnte: Ein grandioser Flamenco-Abend in einem kleinen Theater begeisterte alle und bewies die Lebendigkeit dieses Teils der spanischen Kultur. Doch als auf der letzten Busfahrt der Reiseführer die aktuellen Probleme Spaniens (u.a. hohe Arbeitslosigkeit, Abspaltung Kataloniens) ansprach, war die Gruppe wieder in der Gegenwart angekommen. Doch trotzdem: mit etwas Wehmut ging es zurück ins kühle, nasse Meerbusch.


Dr. Lothar Beseler, Gisela Saßmannshausen

Gelesen 2051 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 16. November 2017 22:05

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