Reiseberichte

Artikel nach Datum gefiltert: Donnerstag, 16 November 2017

Es ist immer wieder höchst spannend zu erleben, was sich in der Deutschen Oper am Rhein hinter dem Vorhang tut. Im Juni 2015 hatten wir schon einmal das Vergnügen, von dem hervorragenden, „allwissenden“ und sehr witzigen Dramaturg Wilfried Schmerbach im eigentlich nicht erlebbaren Bereich des Hauses geführt zu werden. Damals waren wir eine kleine Gruppe von nur neun Personen; heute am 19. Oktober 2017 waren wir 22. Und ich konnte feststellen: Wilfried Schmerbach hat an Wissen, seinem perfektem Führungsstil, seiner Eloquenz und seines Witzes nichts verloren. Es war wieder hoch spannend, zumal an dem Nachmittag die Vorbereitungen für die Ballettaufführung in vollem Gange waren.

Natürlich deckten sich die Einführungen von Schmerbach mit denen vom Juni 2015. Aus diesem Grunde möchte ich den damals geschriebenen Bericht mit integrieren und das eine oder andere Neue noch hinzufügen.

So konnten wir erfahren, dass in einer dreistündigen Vorstellung in der Deutschen Oper am Rhein so viel Strom verbraucht wie in einer Kleinstadt in einer Nacht.

Die Deutsche Oper am Rhein und die Oper Duisburg verfügen über das größte Sängerensemble Deutschlands. Hier sind 600 Sänger fest engagiert.

Die Bühnencrew arbeitet in zwei Schichten.

Die Ballett-Compagnie wurde das vierte Mal in Folge als die Beste Europas ausgezeichnet.

Weitere interessante Daten:
1873 Begann der Bau des Operngebäudes.
1875 fand bereits die Eröffnung statt.
1943 wurde das Opernhaus durch zwei Luftangriffe bis auf die Außenmauern zerstört.
1955 fand die Neueröffnung in dem jetzigen Baustil statt. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.

Das größte Erlebnis war jedoch wie schon 2015 die Besichtigung des Kostümfundus'. Hierüber und über die gesamte Führung vom Juni 2015 können Sie nochmals alles Aktuelle und Spannende nachlesen. Es lohnt sich! Ich wünsche dabei viel Vergnügen!

Besuch Juni 2015:
Ein Besuch in der Oper ist schon etwas Besonderes. Aber seit dem 3. Juni wissen neun Teilnehmer einer vom MKK organisierten Führung, dass es ein weiteres Highlight in diesem Hause gibt: Einmal die Chance zu erhalten mit zu erleben, was sich hinter den Kulissen, hinter dem roten Vorhang abspielt, war einfach faszinierend, überwältigend. O-Ton unisono: „Nein, so etwas Großartiges habe ich nicht erwartet.“ Ein engagierter Wilfried Schmerbach, Dramaturg der Oper, führte die kleine Gruppe zwei Stunden auf eine ganz besonders mitreißende Art und Weise vom Zuschauerraum, von wo aus die Teilnehmer einen Blick auf den 1. Rang werfen konnten, wo sich das „Stellwerk“ befindet, von dem aus die Scheinwerfer gesteuert werden und daneben die „Tonabteilung“, die für die gesamte Tontechnik verantwortlich ist. Danach stiegen wir hinab in den Orchestergraben, dessen umfangreiche Technik imponierte. Auch hier wäre noch so viel zu sagen! Im Anschluss daran ging es hinter die Bühne, wo wir einer Bühnenmannschaft von ca. 70 hochqualifizierten „Veranstaltungstechnikern, zusehen durften, die die technischen Vorbereitungen für den Ballettabend trafen. Für uns alles ziemlich unfassbar, mit wie viel Aufwand und Präzisionsarbeit die Stunden gefüllt sind, bevor sich der Vorhang öffnet. Jedes Crew-Mitglied weiß ganz genau, was zu tun ist. Jeder Handgriff muss sitzen und auf den Punkt vollzogen sein!. Es darf nichts dem Zufall überlassen werden, denn das Ziel ist immer ein störungsfreier Ablauf der Vorstellung.

Tief beeindruckt waren wir von der total dunklen, engen, kleinen Souffleusen-Zelle unter der Bühne. Wie man hier auf engstem Raum zwei Stunden hoch konzentriert arbeiten kann, ist ein Rätsel. Nun glaubten wir eigentlich alle, dass die Arbeit der Souffleuse darin besteht, dass sie zwar voll konzentriert den Text verfolgt, um einzuhaken, wenn ein Sänger „hängt“, sprich den Text vergessen hat. Nein, ihr wird während einer Vorstellung viel mehr abverlangt: Sie spricht jede Zeile der gesamten Texte an, die an dem Abend auf der Bühne gesungen oder gesprochen werden! Und das unter diesen, so meine ich, harten, manchmal auch Schweiß treibenden Arbeitsbedingungen! Eine großartige Leistung für eine Person, der die Zuschauer am Ende einer Aufführung noch nicht einmal einen persönlichen Applaus widmen können!

Das große Highlight, was für uns alle unfassbar war, war zum krönenden Abschluss der Besuch des Kostümfundus, in dem 50.000 Kostüme und Requisiten (Hüte, Schmuck, Dekorationen usw.) aller aufgeführten Opern zu bewundern waren. Professionell geordnet und gekennzeichnet mit dem jeweiligen Namen der Oper, Operette oder dem Ballett hingen diese teils kostbaren Gewänder auf Garderobenstangen in einem unglaublich riesigen Bereich, der einfach nicht enden wollte, denn: hier die Auflösung, die uns auch überraschte: Dieser Kostümfundus wird nicht nur im unteren Bereich der Oper beherbergt, nein, er reicht noch bis rüber zur Heinrich-Heine-Allee komplett! Das bedeutet, dass der gesamte Auto- und Straßenbahnverkehr über uns hinweg rollte.

Diese Kostüme wurden von etwa 60 eigenen Damen- und Herrenschneiderinnen und -schneidern hergestellt. Auch die Schneiderwerkstätten befinden sich im Opernhaus.
Zum Abschluss noch einige Details zum Haus: Es wurde von 2005 bis 2007 wegen der Sanierung des Bühnenbereiches geschlossen. In der Zeit spielte die Oper in einem mobilen Theater vor dem Landtagsgebäude, im ROM (Rheinoper-Mobil). Im Rahmen der Sanierung wurde die komplette Bühnentechnik erneuert. Hier wurden allein 100 km Kabel verlegt, kaum nachvollziehbar; bedeutet dies eine Strecke Düsseldorf - Köln - Düsseldorf!

Wir hatten schon mit einer interessanten Führung gerechnet, aber was uns an dem Nachmittag geboten wurde, übertraf unsere kühnsten Erwartungen. Dank Wilfried Schmerbach und seiner eloquenten und sehr lockeren Art! Ihm sei an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön gesagt. Vielleicht liest er ja unsere Homepage irgendwann einmal.

Mein persönliches Fazit: Schade, dass dieser Programmpunkt bei unseren MKK- Mitgliedern im Vorfeld so wenig Aufmerksamkeit gefunden hatte! Sie alle haben etwas ganz Besonderes versäumt!

Steffi Valentin

Freigegeben in Neues vom MKK
Donnerstag, 16. November 2017 21:36

MKK in Madrid - Kunst, Kultur, Tradition und Moderne

Kunst, Kultur, Tradition und Moderne
Eine Reise des MKK nach Madrid – in ein gespaltenes Land

Strahlend blauer Himmel, um die 30 Grad – diese geradezu hochsommerlichen Temperaturen genoss eine 36köpfige Reisegruppe des Meerbuscher Kulturkreises Anfang Oktober in der spanischen Hauptstadt Madrid und Umgebung.

Angekommen am Tag vor der Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens geriet sie bei einer Stadtrundfahrt durch Madrid in eine Massendemonstration der Madrider Bevölkerung. Überall rot-gelb-rot gestreifte Fahnen: man demonstrierte für die Einheit Spaniens. Die aktuelle politische Lage bewegte auch die kompetenten einheimischen Reiseführer immer wieder und so erhielt die Gruppe nicht nur intensive Einblicke in die spanische Geschichte, sondern auch in die Probleme der Gegenwart. Zunächst jedoch musste der Hunger gestillt werden und dazu besuchte man das „Museo del Jamón“. Wer jedoch geglaubt hatte, dass man sich nun in einem Museum befinde, wurde angenehm enttäuscht: in dieser Restaurantkette lernte die Gruppe nicht nur den wohlschmeckenden spanischen Schinken und Käse kennen, sondern weitere spanische Köstlichkeiten, unter anderem gebackene Calamares. An die späten spanischen Essenszeiten sollte man sich bald gewöhnen.

Am darauffolgenden Tag ging die Fahrt in das romantische, mittelalterliche Städtchen Chinchon, dessen chinesisch anmutender Name von „Christos“ abgeleitet ist. Enge Gassen schützen etwas vor der Sonnenhitze und leiten die Besucher zum berühmten, kreisrunden Marktplatz, der zu einer Stierkampfarena umgebaut war. Der Platz ist von dreistöckigen Häusern mit Arkaden und den für Kastilien typischen Holzbalkonen umgeben, die, so der einheimische Reiseleiter, von der Stadt (und nicht etwa von den Hauseigentümern!) an die Besucher der Stierkämpfe vermietet werden.

Weiter ging es nach Aranjuez, heute UNESCO-Weltkulturerbe und seit dem 16. Jahrhundert die Sommerresidenz der Könige von Spanien. Dort lernte die Gruppe den prächtigen Königspalast und die berühmten Gärten kennen. Es schloss sich der Besuch einer Bodega an, wo nicht nur der riesige Weinkeller besichtigt, sondern auch zwei Weine aus der Region verkostet wurden.

Der dritte Tag war ganz Madrid gewidmet. Im Palacio Real, dem königlichen Palast aus dem 18. Jahrhundert, der von der jetzigen Königsfamilie jedoch nicht bewohnt wird, konnten neben dem Thronsaal die verschwenderisch ausgestatteten Privatgemächer Karls III. besichtigt werden. Es schloss sich der Besuch des Prado an, des weltberühmten Museums, das neben Skulpturen, Zeichnungen, Münzen etc. vor allem über 3200 Gemälde beherbergt. Die ganze Reise hätte nicht ausgereicht, um alle dort ausgestellten Werke zu bewundern. Deshalb konzentrierte sich die Gruppe auf die sehr beeindruckenden Gemälde von Velasquez und Goya.

Der nächste Tag stand im Zeichen des Besuches der Kathedrale „Santa Maria La Real de la Almundena“, die mittelalterlich aussieht, aber neueren Datums ist: sie wurde am 15. Juni 1993 von Papst Johannes Paul II. geweiht. Anschließend ging es in die Sammlung Thyssen-Bornemisza, die bei vielen Kunstkennern als eine der wichtigsten privaten Kunstsammlungen der Welt angesehen wird. Sie war zunächst in Lausanne untergebracht, wurde dann nach Mailand verlagert und schließlich vom spanischen Staat für rund 400 Millionen Euro zum größten Teil gekauft. Diese herrliche, etwa 800 Gemälde umfassende Sammlung veranschaulicht sieben Jahrhunderte künstlerischen Schaffens, beginnend mit mittelalterlicher Sakralkunst und endend mit modernen Werken, z.B. von Picasso und Roy Lichtenstein.

Der vierte Tag führte die MKK-Gruppe per Bus nach Toledo, der früheren Hauptstadt Spaniens (natürlich auch ein UNESCO-Weltkulturerbe). Nicht nur die einmalige Lage auf einem Felsenhügel, sondern auch ein Rundgang durch das Labyrinth der engen Gassen dieser Stadt faszinierten alle Teilnehmer. Die Kathedrale, die ehemalige Synagoge und das Franziskanerkloster San Juan de los Reyes zogen die Besucher in ihren Bann.

Der letzte Tag war dem Besuch der Klosterresidenz San Lorenzo de El Escorial gewidmet. Der gigantische Bau aus dem 16. Jh., in dem heute noch immer Mönche leben, die beeindruckende Bibliothek mit Büchern, die vor 1000 und mehr Jahren geschrieben wurden, die Katakomben mit Marmorsärgen für die Mitglieder des Königshauses und die als Pantheon bezeichnete Krypta unter der Kirche, wo die meisten spanischen Könige bestattet sind, hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Besonders nachdenklich wurden die Besucher, als die sehr professionellen örtlichen Reiseführer berichteten, dass die Toten zunächst 30 Jahre in einem „Warteraum“ in Zinksärgen liegen, bevor ihre Gebeine „für die Ewigkeit“ ihre endgültige Ruhestätte in Marmorsärgen finden.

Es war eine anstrengende, aber sehr beeindruckende Reise, in der nicht nur die spanische Geschichte und Kunst bewundert werden konnte: Ein grandioser Flamenco-Abend in einem kleinen Theater begeisterte alle und bewies die Lebendigkeit dieses Teils der spanischen Kultur. Doch als auf der letzten Busfahrt der Reiseführer die aktuellen Probleme Spaniens (u.a. hohe Arbeitslosigkeit, Abspaltung Kataloniens) ansprach, war die Gruppe wieder in der Gegenwart angekommen. Doch trotzdem: mit etwas Wehmut ging es zurück ins kühle, nasse Meerbusch.


Dr. Lothar Beseler, Gisela Saßmannshausen

Freigegeben in Neues vom MKK

50 Jahre Meerbusch

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